Die junge Hypercar-Klasse zeigte sich trotz Hitze in Monza auf Augenhöhe und sorgte für Spannung. Toyota behielt dabei den kühlsten Kopf und holte den Sieg.
Die 6 Stunden von Monza starteten unter denkbar schwierigen Voraussetzungen für Mensch und Maschine. Bei 32 Grad Außentemperatur und 50 Grad auf dem Asphalt waren die Rahmenbedingungen für einen Sieg äußert anspruchsvoll. Die zusätzliche Belastung auf die Rennwagen durch den fordernden High-Speed-Kurs machten es in Kombination noch schwieriger die Distanz zu meistern.
Den kühlsten Kopf behielt am Ende des Tages die Mannschaft des Toyota #7. Diese schnappte sich mit klarer Strategie und einem fehlerfreien Rennen den Sieg. Rang zwei ging an die Lokalmatadoren im Ferrari #50. Den dritten Rang holte Peugeot mit der #93 – der erste Podestplatz überhaupt für das Team.
Sechs Stunden und kein klarer Sieger in Sicht
Welche Auswirkung die Bedingungen auf die Spitze des Feldes hatten, wurde gleich nach dem Start klar. Regelmäßig wechselten sich Toyota, Ferrari, Cadillac, Porsche und Peugeot an der Spitze ab. Oft lagen die Fahrzeuge nur wenige Sekunden voneinander entfernt. Der Druck auf Toyota war entsprechend groß und gleich zu Beginn konnte nur die Startnummer 7 die Oberhand behalten. Das Schwesterfahrzeug mit Sebastien Buemi am Steuer wurde gleich zwei Mal in 30 Minuten zum Unfall-Verursacher. Was folgte waren zwei längere Standzeit-Strafen in der Box und ein Verlust jeglicher Chancen auf den Sieg.
Ganz anders zeigte sich die bis dato gebeutelte Peugeot-Mannschaft. Die langen Geraden und schnellen Kurven kamen dem flügellosen Hypercar förmlich entgegen. Die Franzosen zeigten sich nach vielen Rückschlägen erstmals konkurrenzfähig. Regelmäßig schaffte es eines der beiden Fahrzeuge an die Spitze und konnte sowohl Toyota, als auch Ferrari in die Schranken weißen. Doch der Fehlerteufel war immer noch ein treuer Begleiter und plagte besonders die #94. Das Getriebe bereitete Sorgen und machte einen langen Reparatur-Stopp notwendig. Wie der Toyota #8 schaffte es auch die #94 nicht mehr zurück in die Spitzengruppe.
Die Kundenteams zeigen dem Werksteam die Grenzen auf
Besonders eindrucksvoll war das Rennen der beiden Porsche Kundenteams in der Hypercar-Klasse. Sowohl das Hertz Team JOTA (#38), als auch die Debütanten von Proton (#99) lieferten in Monza eine starke Leistung ab. Beide Teams haben kaum Erfahrung im Umgang mit dem Porsche 963 und konnten dennoch auf Anhieb glänzen. Sowohl an der Spitze, als auch im Mittelfeld der Klasse kämpften beide regelmäßig gegen die Werksporsche.
Diese wiederum hatten ein schwieriges Wochenende in Monza und waren nur selten Teil der Spitzengruppe. Das Porsche Team Penske war zwar fehlerfrei unterwegs, konnte aber nicht wirklich aus dem Schatten der Kundenteams herausfahren. Zu oft steckten die beiden Hypercars im Mittelfeld fest. In der Schlussphase, ermöglicht durch diverse Saftey Cars und Full Course Yellow (FCY), gelang schließlich der Durchbruch für die Startnummer 5 und es gelang der Sprung nach vorn. Doch die Chancen auf ein Podium währten nur kurz und gingen in der letzten Stunde endgültig verloren.
Vertrautes Bild in GTE und LMP2
Auf der Abschieds-Tournee zeigten die beiden Klassen LMGTE und LMP2 noch einmal die gewohnten Szenen auf der Strecke. Die Fahrzeuge in beiden Kategorien wahren untereinander auf Augenhöhe. Auch im Rennen waren die Teilnehmer oft nur Zehntelsekunden auseinander.
In der LMP2 waren es fast durchgängig United Autosports, JOTA und das Team WRT die das Rennen unter sich ausmachten. Doch in der letzten Stunde tauchte Alpine aus dem nichts aus und sorgte für eine große Überraschung. Das Team aus Frankreich übernahm bis kurz vor Schluss die Führung und verpasste die Spitze nur ganz knapp. Der Sieg im Rennen ging mit einer Runde Vorsprung an den JOTA #28. Alpine fuhr mit der #36 auf Rang zwei, gefolgt vom Team WRT #41 auf drei.
Zum Rennbeginn in der LMGTE wirkte die Ausgangslage für die #85 von Iron Dames recht zuversichtlich. Das Damen-Trio konnte die Pole-Position holen und auch die Führung im ersten Renndrittel übernehmen. Doch zahlreiche Safety Cars wirbelten das Feld oft durcheinander. Nach und nach lösten sich alle einzelnen Kampfgruppen auf und das Feld rückte zusammen. Je weiter das Rennen fortschritt, umso überraschender wurde der Kampf um den Sieg. Nahezu jeder hatte eine reale Chance und es war oft der Zufall, Glück und die Reifen, welche über verbleib an der Spitze oder Ausfall entschieden. Am Ende triumphierte die #77 von Dempsey-Proton Racing vor der#60 von Iron Lynx und der #86 von GR Racing.
Ein besonderes Highlight folgte zur Zielüberfahrt für die Corvette #33 auf Rang vier. Das Team verpasste zwar knapp das Podium, konnte aber genug Punkte einsammeln. Damit ist die letzte GTE-Meisterschaft vorzeitig entschieden. Einen vollständigen Rückblick zum Rennverlauf gibt es wie immer in unserem Live-Ticker. Alle Rennergebnisse und Rundenzeiten gibt es hier verlinkt. Nach einer kurzen Sommerpause im August reist die WEC weiter in Richtung Japan. Dort startet das Feld am 10.09.2023 gegen 3 Uhr früh zum Heimrennen des amtierenden Weltmeisters Toyota.
Bilder © WEC-Magazin (Walter Schruff / Ton Kerdijk)