Nachdem bereits gestern beim freien Training die Zeitabstände immer kleiner wurden, erreichten die Zweikämpfe im heutigen Qualifying eine ganz neue Dimension. In der WEC werden die Zeiten zur Ermittlung der Startaufstellung immer aus den besten Einzelzeiten von zwei Fahrern gebildet. Jedes Team legt vor dem Beginn des Qualifying zwei Fahrer fest, welche im Wechsel gleichviele Runden auf der Strecke zurücklegen. Die besten Rundenzeiten der beiden Fahrer werden addiert und durch zwei geteilt. Das Ergebnis ist die Zeit, welche für die Generierung der Startaufstellung verwendet wird. Normalerweise sorgt dieses System dafür, dass immer ein geringe Abstand zwischen den einzelnen Fahrzeugen bleibt, doch nicht heute.
Beim Qualifying für die 6 Stunden von Shanghai passierte in den frühen Morgenstunden das unmögliche. In der LMP1-Klasse waren nur noch wenige Minuten bis zum Ende der Session verbleibend und die ersten Zeichen deuteten auf eine erneute Toyota Dominanz. Doch kurz vor knapp schaffte es Romain Dumas seine eigene Zeit noch einmal zu verbessern und katapultierte den Porsche Nummer 14 auf die erste Position. Toyota ließ das nicht auf sich sitzen und ließ den Wagen mit der #8 draußen auf der Strecke. Das Ergebnis diese Manövers von Toyota war, dass sowohl die Nummer 14 als auch die Nummer 8 die exakt gleiche Zeit von 1:48.300 auf der Uhr hatten.
Nach wenigen Minuten der Unsicherheit brach anschließend ein Freudenschrei bei Porsche aus, als die Rennleitung die Polposition für die Stuttgarter bestätigte. Da Romain Dumas kurz vor dem Toyota über die Ziellinie fuhr, ging die Poleposition an das Porsche Team. Auf dem dritten Startplatz wird sich morgen früh die Nummer 20 mit Mark Webber einfinden, dicht gefolgt vom Toyota Nummer 7. Die beiden Audis hatten erneut mit ihrem schwächeren Hybridantrieb hart zu kämpfen und konnten mit 1,1 Sekunden Abstand zur ersten Position nur die Plätze fünf und sechs belegen.
Bei den LMP1-L Fahrzeugen sicherte sich der Rebellion #12 mit Nicolas Prost und Mathias Beche den ersten Startplatz, wenige Sekunden vor dem Schwesterauto mit der Nummer 13. Der Lotus war, ähnlich wie im gestrigen Training, nicht in der Lage sich gegen die beiden Rebellion durchzusetzen. Aufgrund einer Geschwindigkeitsüberschreitung durch Pierre Kaffer in der Box, wurde die Zeit des Lotus nachträglich für ungültig erklärt.
Nach der überzeugenden Performance des G-Drive Ligier im gestrigen Training, enttäuschte das Team auch diesmal nicht und sicherte sich in einem Spannenden Duell seine fünfte Poleposition bei einer Zeit von 1:55.301. Knapp dahinter mit 1,1 Sekunden Luft setzte sich das KCMG-Team auf den zweiten Startplatz, gefolgt von den beiden SMP-Fahrzeugen.
In den beiden GT-Klassen wird es morgen ähnlich spannend zugehen, wie im LMP-Feld. Nachdem das britische Team von Aston Martin im freien Training bereits gezeigt hatte, dass man alles geben wird um zu gewinnen, setzte man beim Qualifying noch eins drauf und sicherte sich jeweils die erste Startplätze. Mit einer Durchschnittszeit von 2:04.347 konnten sich Stefan Mücke und Darren Turner nicht nur gegen die beiden Porsche 92. (Startplatz 2) und 91. (Startplatz 3) durchsetzen, das Duo konnte gleichzeitig seine eigene Bestzeit aus dem Vorjahr um dreihundertstel unterbieten. Auch wenn die Nummer 97 beste Chancen auf einen Sieg morgen hat, werden alle Augen auf den Ferrari von Vilander und Bruni gerichtet sein. Dem Team auf der vierten Startposition fehlen nur noch 2,5 Punkte um den Weltmeistertitel zum dritten mal in Folge für Ferrari zu sichern.
Bei den GT-Am Fahrzeugen ist das Feld aufgrund der Absage von AF Corse um zwei Konkurrenten geschrumpft. Diese veränderten Bedingungen sorgten dafür, dass das belgische ProSpeed-Team nach der soliden Performance gestern den Platz nutze um hart anzugreifen. Am Ende des Qualifying reichte der Siegeswille der Porschefahrer jedoch nicht ganz aus und man konnte sich nur den zweiten Startplatz sichern. Die Poleposition holten sich Pedro Lamy und Christoffer Nygaard im Aston Martin mit der 98. Auf der dritten Position werden die Titelanwärter im Schwesterauto mit der #95 in das Rennen gehen, dicht gefolgt vom ebenfalls starken 8-Star Ferrari.