Zum Abschluss der Europa-Saison 2022 reiste die FIA WEC nach Italien. Alpine holte auf dem Traditionskurs in Monza seinen zweiten Saisonsieg und setzte sich nach einem intensiven sechsstündigen Kampf gegen Toyota, Glickenhaus und Peugeot durch.
Bei brütender Hitze war es zunächst die Glickenhaus-Mannschaft, die das Rennen anführte. Das US-Team lieferte in Monza die schnellsten Hypercar-Zeiten und erarbeitete sich einen frühen Vorsprung vor Toyota und Alpine.
Ein schwerer Unfall des Aston Martin #33 von TF Sport rief das Safety Car auf den Plan. Dieses machte die Führung von Glickenhaus zunichte und öffnete die Türen für die Konkurenz. Der Eingriff war für das Team von Jim Glickenhaus doppelt frustrierend. Kurz zuvor hatte das Auto bereits mit der Nummer 708 eine Durchfahrtsstrafe wegen eines Verstoßes gegen die FCY-Regelung (Full-Course-Yellow) erhalten, die wertvolle Zeit kostete.
Die Leistung von Glickenhaus löste sich bald darauf in Rauch auf – im wahrsten Sinne des Wortes. Am Motor des Glickenhaus 007 LMH fiel ein Teil aus, was zu einem enttäuschenden frühen Ausscheiden führte.
Ein Duell auf Augenhöhe zwischen Alpine und Toyota
Die zweite Hälfte des Rennens stand ganz im Zeichen des Kampfes zwischen den beiden Werks-Toyotas und Alpine. Das französische Team war auf Augenhöhe mit den Werks-Hypercars von Toyota. Nicolas Lapierre, Mathieu Vaxiviere und André Negrão konnten jedoch nicht vorbeiziehen und einen Vorsprung herausfahren.
Als Toyotas in Erwägung zog, die Positionen von der Nummer 7 mit dem Schwesterfahrzeug (#8) zu tauschen, kam der entscheidende Moment des Rennens. Im Kampf um die Position auf der Start-/Zielgeraden berührte der Fahrer des Toyota mit der Startnummer 7, Kamui Kobayashi, den Alpine von Mathieu Vaxiviere und verlor sein rechtes Hinterrad.
Da ein Toyota ausfiel, musste der Alpine für den Sieg in Monza nur noch vor dem Auto mit der Startnummer 8 bleiben – was ihm auch fast gelang. Als Lapierre die Ziellinie überquerte und der #36 Crew den zweiten Sieg des Jahres bescherte, betrug der Rückstand auf den Zweiten nur noch 2,7 Sekunden. Zweiter wurde der Toyota mit der Startnummer 8, gefolgt vom Toyota mit der Startnummer 7 auf Platz drei.
Peugeot Totalenergies gab mit dem 9X8 sein lang erwartetes Debüt in der Hypercar-Klasse. Beide Fahrzeuge hatten während des gesamten Rennens mit Problemen zu kämpfen, die zu zahlreichen Rennunterbrechungen führten. Der Wagen mit der Startnummer 93 fuhr etwa die Hälfte des Rennens, während der Wagen mit der Startnummer 94 relativ konstant seine Runden drehte, bevor er gegen Ende des Rennens an Zeit verlor.
Spritsparend zum GTE-Pro-Sieg
Ein eher prozessualer Kampf in der GTE Pro gipfelte in einem Boxenstopp-Drama in den letzten zehn Minuten des Rennens. Wie für diese Kategorie typisch, lagen die Autos über weite Strecken der sechs Stunden eng beieinander. Am Ende war es eine taktische Meisterleistung, die das Rennen entschied.
Der AF Corse-Ferrari mit der Startnummer 52 von Antonio Fuoco und Miguel Molina führte in der letzten Stunde. Mit wenigen Sekunden Vorsprung lag es knapp vor der Corvette #64 und dem Porsche #92. Aufgrund seiner fragwürdigen Fahrweise im Porsche wurde Kevin Estre von der Rennleitung bestraft. Damit waren die Siegchance für Porsche dahin und es entschied sich zwischen Ferrari und Corvette.
Kurz vor Ende kam der AF Corse-Ferrari #52 an die Box und übergab die Führung an die Corvette #64. Entgegen den Erwartungen musste die Corvette nicht noch einmal zum Tanken an die Box und überquerte die Ziellinie als Erste. Das bedeutete den ersten WEC-Sieg für die C8.R.
Platz eins für Realteam by WRT und Dempsey-Proton Racing
Das Realteam by WRT hat die Mühen von Le Mans hinter sich gelassen und den Sieg in der LMP2-Klasse eingefahren. Rui Andrade, Ferdinand Habsburg und Norman Nato brachten den Oreca #41 nach einem engen Kampf mit JOTA auf Platz eins ins Ziel.
Nach dem Safety-Car-Einsatz zur Halbzeit lag das Feld eng beisammen. Jedes der sechs oder sieben Autos hätte das Rennen gewinnen können. Am Ende behielt das Realteam by WRT die Nase vorn und holte den ersten Saisonsieg für das Team.
Der #77 Dempsey-Proton Racing Porsche von Harry Tincknell, Christian Ried und Seb Priaulx holte nach einem engen Kampf mit Iron Dames seinen zweiten Saisonsieg in der GTE Am.
Der von der Pole Position gestartete #85 Iron Dames Ferrari von Rahel Frey, Michelle Gatting und Sarah Bovy machte in der Anfangsphase ein gutes Rennen. Mit einer cleveren Taktik überholte das Team von Dempsey-Proton Racing das reine Frauenteam allerdings in der letzten Stunde und gewann somit das Rennen.
Alle Rundenzeiten der 6 Stunden von Monza gibt es hier zum nachlesen. Die Höhepunkte des Rennens können chronologisch in unserem Live-Ticker eingesehen werden.
Bilder © WEC-Magazin (David Tunnicliffe)