Nur dank der Privatmannschaften war es möglich, die LMP1-Klasse zu retten. Durch die große Nachfrage bekommt die Spitzenkategorie für die Super Season das vollste Starterfeld aller Zeiten. Doch das Engagement der privaten Teams muss respektiert werden, wenn die WEC als Serie vorankommen soll.
Seit der Wiedergeburt der Langstrecken-Weltmeisterschaft im Jahr 2012 war die LMP1 die Klasse, welche den Regelmachen die größten Kopfschmerzen bereitete. Für den ACO und die FIA war die Hauptkategorie des Prototypenrennsports schon immer die Heimat der großen Hersteller. Mit groß angelegten Aufgeboten steigerten Audi, Porsche, Toyota und für ein Rennen auch Nissan das Ansehen der Rennserie weltweit. Allerdings mussten die Regelmacher auch feststellen wie schwierig es sein kann diesen Zustand zu erhalten, da die Herstellerprogramme oft am seidenen Faden hängen und abhängig von den Launen der Vorstände sind.
Der Verlust von Porsche war eine bittere Pille, die es zu schlucken galt. Ein Jahr eher als geplant kam der Ausstieg des mehrfachen Weltmeisters „hastig und unerwartet“ für die WEC. Der Rückzug zwei wichtiger Hersteller in so kurzer Zeit zwang die Langstrecken-Weltmeisterschaft ihr LMP1-Konzept völlig neu zu überdenken, den Kalender abzuändern und die eigentlich geplanten LMP1-Regeln für 2019 zu verwerfen.
Nach dem man von den Autoherstellern im Stich gelassen wurde, begann sich der ACO wieder auf einen ebenfalls sehr wichtigen Teil im Motorsport zu fokussieren: die Privatteams. Die Ausrichtung auf private LMP-Mannschaften ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg der zukünftigen LMP1-Klasse. Bereits in den 80er Jahren zeigten Privatiers mit dem Porsche 962, wozu sie imstande sind. Auch in der jüngsten Vergangenheit beeindruckten Teams wie das von Henri Pescarolo oder Rebellion Racing.
Nur ein kurzer Blick in die Formel 1 reicht aus, um die Bedeutung der privat eingesetzten Fahrzeuge zu verstehen. Teams wie Jordan, Sauber oder Williams haben gezeigt, dass sie auch ohne große Unterstützung ein konkurrenzfähiges Fahrzeug bauen und einsetzen können. Ohne sie wäre die Formel 1 nicht das, was sie heute ist.
Von den zehn bestätigten LMP1-Fahrzeugen für die Super Season 2018/19 sind allein acht in privater Hand. Sie geben der Klasse die nötige Lebendigkeit in einer so schwierigen Zeit. Doch es ist wichtig, dass die FIA und der ACO dies nicht vernachlässigen, wenn es um die Gestaltung des neuen LMP1-Regelwerks für eben diese Privatfahrzeuge geht. Außerdem dürfen die Privatiers nicht wieder auf das nächste Abstellgleis geschoben werden, wenn ein möglicher Hersteller Gerüchte über einen Einstieg streut.
Es steht außer Frage, dass Toyotas Investition in die Hybridtechnologie es verdienen, ihnen einen kleinen Vorteil zu verschaffen. Aber hoffen wir, dass die Regelmacher dafür sorgen, dass die privaten Teams wettbewerbsfähig bleiben und in der Lage sind, die Werksautos zu schlagen, wenn diese auf Probleme stoßen. Wer weiß, vielleicht werden Ginetta oder Oreca schon bald in die Ehrenliste der 24 Stunden von Le Mans aufgenommen?
Bilder © WEC-Magazin / Ton Kerdijk