Im Sommer 2016 jährt sich der grandiose Le Mans Sieg von Ford zum 50. Mal. Es ist nicht verwunderlich, dass alle Augen im Juni auf den US-Autobauer gerichtet sein werden. Doch vor dem Saisonbeginn ist die große Frage, wo steht der Neueinsteiger im Vergleich zu den etablierten GT-Pro Teams. Um Licht ins Dunkel zu bringen, haben wir mit Marino Franchitti gesprochen. Der Brite ist seit Beginn in das Projekt involviert und kennt den neuen Ford GT besser als kaum ein anderer.
Nach vielen Monaten der Entwicklung folgten unzählige Testläufe, um alle Fehler vorzeitig beheben zu können. Doch auch tausende Runden später gibt es immer noch offene Fragen im Team, wie Marino Franchitti WEC-Magazin verriet: „Du erfährst bei den Testfahrten nicht alles, was du für ein konkurrenzfähiges erstes Rennen benötigst. Es ist vielmehr wie ein System-Check wo du nach den Anpassungen erfährst, ob das Auto arbeitet wie erwartet. Die Jungs haben in den vergangenen Monaten einen fantastischen Job gemacht und wir konnten unsere letzte Testfahrt mit null Fehlern starten.“
Das erste Renndebüt feierte der neue Ford GT bei den 24 Stunden von Daytona. Beim Eröffnungslauf der IMSA WeatherTech SportsCar Championship, setzte das Ford Chip Ganassi Racing Team zwei der neuen Modelle in der GTLM-Klasse ein. Franchitti verriet, das dieses Rennen eine große Hilfe für alle Beteiligten des WEC-Projekts war: „Die BoP-Vorgaben der beiden Serien sind ziemlich ähnlich. Dank des vollständigen Zugriffs auf die Renndaten des IMSA-Teams, konnten wir schon jetzt eine Menge über das Auto lernen ohne es in der WEC an den Start gebracht zu haben.
„Das Team befindet sich noch in einer frühen Phase und es dauert immer einige Zeit, bis sich alles eingespielt hat. Doch das Auto ist bereits jetzt in einem fortgeschrittenen Stadium. Durch das 24 Stunden Rennen in Daytona wissen wir nun, wir sich das Material über solch eine lange Distanz verhält und konnten bereits erste Anpassungen vornehmen. Nach dem ich zuletzt im November hinter dem Steuer des Wagens saß, war es ein tolles Gefühl im neuen Jahr gleich voll durchstarten zu können.“ erzählt der 37-Jährige Brite.
Doch trotz der guten ersten Perfomance des Ford GT, verlief das Rennen nicht fehlerfrei. Rückblickend ist Franchitti jedoch froh, dass es zu diesen Zwischenfällen in Daytona kam und schaut nun noch positiver auf die kommenden WEC-Rennen: „Die Probleme in Daytona hatten wir bei allen Testfahrten zuvor noch nie gesehen. Es war toll wie das IMSA-Team mit der Situation umgegangen ist und die Techniker umgehend die Fehlerquelle analysieren konnten. Sowohl das IMSA-, als auch das WEC-Team konnten daraus lernen und Umbauarbeiten an allen Ford GT vornehmen, was uns für alle kommenden Läufe helfen wird.“
Auch wenn es bis zum Start der WEC in Silverstone noch ein paar Wochen sind, so hat sich das Ford-Team bereits erste Erwartungen an das Eröffnungsrennen formuliert: „Es ist das erste Rennen für das WEC-Team. Ein guter Start und ein sauberes Rennen bis zum Schluss sind daher unsere obersten Ziele. Wir hoffen jedoch auf eine gute Startposition, um bereits frühzeitig an der Spitze mitkämpfen zu können.“
Das GT-Pro Feld könnte spannender nicht sein. Während Ferrari ebenfalls mit einem neuen Fahrzeug antritt, setzen Aston Martin und Porsche auf behutsame Weiterentwicklungen ihrer Vorjahresmodelle. Auf die Frage, wer der größte Gegner in dieser Saison werden könnte, antwortet Franchitti: „Jeder! Egal wo ich ich mich befinde, überall sehe ich Rivalen die es zu Schlagen gilt.“
Das Interview führte James Clarke (WEC-Magazin.com)
Bildquelle 1 – Ford Performance
Bildquelle 2 – Drew Gibson (Ford/WEC Facebook)