Der LMP2 Jahresrückblick

Das kleinste Starterfeld der WEC konnte in diesem Jahr mit nur vier Fahrzeugen die LMP2-Klasse aufweisen. Alles begann im Januar 2014, als das ehemalige Delta-ADR Team sich mit arabischen Sponsoren unter dem Namen Millennium Racing neu formierte. Ursprünglich plante man zwei Fahrzeuge in der WEC-Kundenklasse an den Start zu bringen, doch interne Probleme und ungeklärte Finanzen sorgten für ein Aus des Teams noch vor Saisonbeginn. Einen weiteren Ausfall gab es bei der britischen Mannschaft von Strakka Racing zu verzeichnen, welche mit der Entwicklung ihres neuen Fahrzeugs in Verzug gerieten und durch einen Anschließenden Testunfall nicht mehr an der Saison 2014 Teilnehmen konnten.
01_SMP_27Diese Rückschläge sorgten bei den Fans zunächst für ein mulmiges Gefühl und viele zweifelten, ob es überhaupt noch zu einem interessanten Wettbewerb in der LMP2 kommen würde. Doch Rückblickend kann man die LMP2-Klasse als spannenden Wettkampf mit einem dramatischen Ende beschreiben. Es war das Jahr der russischen Teams G-Drive und SMP Racing, welche sich von Anfang bis Ende keine Luft zum atmen ließen um der erste LMP-Gewinner aus Russland zu werden.

Überraschend stark startete die LMP2-Klasse in das erste Saisonrennen in Silverstone. Das neue G-Drive Trio bestehend aus Juilien Canal, Olivier Pla und Roman Rusinov sicherte sich neben der ersten Poleposition der Saison auch den ersten Sieg und zeigten mit einer äußerst starken Leistung wo der Hammer hängt. Für die Konkurrenz von SMP Racing verlief der Start etwas holprig und man musste schließlich den zweiten Platz an die Neueinsteiger von KCMG abgeben.

Die 6 Stunden von Spa standen nur wenig später auf dem Plan und brachte ein weiteren Sieg für das G-Drive-Team. Jota Sport, die Gaststarter aus der ELMS, wurden bei ihrem Warm-Up Rennen für Le Mans zweiter mit den Fahrern Simon Dolan, Harry Tinknell und Marc Gene hinter dem Steuer. Das junge KCMG-Team schaffte es zum zweiten mal in Folge auf das Podium zu fahren und ließ die Russen von SMP erneut alt aussehen. SMP bildete mit dem Fahrzeug 27 erneut das Schlusslicht, konnte sich jedoch auf zwei Runden Rückstand zur ersten Position verbessern.
03_G-DriveDie 24 Stunden von Le Mans bildete das Rennen mit dem größte LMP2-Starterfeld der Saison. Ganze 17 Autos schrieben sich für das Jahreshighlight ein um den Sieg in der Kundenklasse zu holen. Von den vier WEC LMP2-Fahrzeugen schaffte es das beste nur auf die Position 12. Da die ersten 11 Autos als Gaststarter keine Punkte in der Weltmeisterschaft erhalten, bekam die #27 von SMP die doppelten Punkte des ersten Platzes angerechnet. Die Teamleitung von SMP entschied sich für das Rennen in Le Mans die Fahrertrios zu mischen um die Siegchancen zu maximieren. Diese Entscheidung hatte zur Folge, dass die eigentlichen Teamkollegen von Sergey Zlobin, Maurizio Mediani und Nicolas Minassian, in der #37 an den Start gingen. Das besagte Schwesterfahrzeug mit der Nummer 37 schied jedoch nach 9 Runden aus dem Rennen aus und sorgte für eine Teilung in der Fahrerwertung. Während Zlobin mit 50 Punkten mit den G-Drive Fahrern gleichziehen konnte, blieben Mediani und Minassian in der Wertung zurück. Durch die Zurücksetzung der Teams im folgenden Rennen verloren seine Teamkollegen die Chance den Meistertitel im Jahr 2014 zu holen.

Nach der langen Sommerpause wurde die WEC-Saison am Circuit of the Americas in Texas wiederaufgenommen. Die Tatsache, dass das Rennen auf heimischen Boden stattfindet, bewog das USCC-Team Extreme Speed Motorsports zu einem Gaststart bei diesem Lauf. Das amerikanische Team schlug sich wacker und konnte bis 4 Runden vor Schluss um die Führung mitkämpfen. Am Ende reichte es jedoch nicht und man musste sich mit einer dritten Position zufrieden geben. KCMG holte mit dem Trio Matthew Howson, Richard Bradley und Tsugio Matsuda am Lenkrad den ersten WEC-Sieg in der Teamgeschichte vor dem wiedervereinigten Trio Zlobin, Minassian und Mediani in der #27. G-Drive konnte aufgrund des Fahrzeugwechsels vom offenen Morgan zum geschlossenen Ligier JS P2 nicht mithalten und bildeten das Schlusslicht.
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Kurze Zeit später folgte das Rennen in Fuji. Mit einer starken Leistung konnte G-Drive erstmals im neuen Ligier einen Sieg einfahren und das ganze Potential des Fahrzeugs zeigen. Die Nummer 47 von KCMG konnte ebenfalls ganz vorne mitfahren und holte diesmal mit Alexandre Imperatori anstatt Tsugio Matsuda den zweiten Platz. Die Lücke zwischen dem ersten und zweiten Platz betrug nur winzige 6 Sekunden. Umso größer wahr die Enttäuschung bei KCMG, da auch in diesem Rennen die besten Siegchancen bestanden. Ebenfalls entsetzt von der eigenen Leistung zeigte sich das Team von SMP Racing. Die Beiden Fahrzeuge #27 und #37 holten erneut nur die Positionen vier und fünf, diesmal hinter dem Gaststarter OAK Racing.

Nach den guten Leistungen von KCMG in den letzten Rennen kam es beim folgenden Rennen in Shanghai zu einem unerwarteten Vorfall. In der ersten Runde kollidierte der Morgan des Teams mit dem Ferrari #51 von AF Corse. Beide Wagen wurden so stark beschädigt, dass sie das Rennen nach nur wenigen Minuten beenden mussten. Roman Rusinov, Pla und Canal gewann erneut mit ihren G-Drive-Ligier. Diesmal dominierten sie das Rennen und gewann mit 3 Runden Vorsprung. Das Team Extreme Speed Motorsports kehrte nach einem Rennen pause wieder als Gaststarter in die WEC zurück. Das chinesische Rennen war der erste Lauf für das Team außerhalb von Amerika. Diesmal setzte man zwei Wagen ein um einen möglichen Einstieg in die WEC für 2015 zu erproben. Die Leistung wahr äußerst vielversprechend und man schaffte es diesmal auf den zweiten Podiumsplatz zu fahren, gefolgt von Zlobin, Minassian und Median im SMP #27 auf Platz 3. Auch OAK Racing kehrte für einen weiteren Gaststart zurück um sich auf die neue Saison in der WEC vorzubereiten, konnten jedoch nur mit der sechsten Position das Rennen beenden.
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Die vorletzte Runde der der WEC fand in diesem Jahr in der Wüste von Bahrain statt. In der ersten Runde des Rennens ereignete sich ein Unfall zwischen dem SMP #37 und dem G-Drive, wodurch es zu einer größeren Beschädigung des Querlenkers am Ligier JS P2 kam. Der umstrittene Vorfall hatte zur Folge, dass sich die Chancen für Zlobin auf den LMP2-Titel erhöhten und sich die Entscheidung auf das Finalrennen vertagte. KCMG sicherte sich nach dem Debakel in China seinen zweiten Sieg des Jahres.

Das letzte Rennen des Jahres fand zum ersten mal in Brasilien statt, da die örtlichen Veranstalter neben der Fußball WM kein zweites, parallel stattfindendes Großereignis im Land haben wollten. In der LMP2-Klasse stand der dramatische Titelentscheid zwischen den beiden russischen Teams G-Drive und SMP-Racing auf dem Plan. Da der Sieger des Rennens auch als LMP2-Meister die Strecke verlassen würde, gingen beide Mannschaft mit höchster Anspannung ins Rennen. Die Große Entscheidung ereignete sich in der 41. Runde, als beim Ligier von G-Drive die Räder blockierten und Julien Canal ungebremst in die Mauer der ersten Kurve einschlug. Für das Team war das Rennen vorzeitig zu Ende. Alles was SMP-Racing jetzt noch tun musste, war die #27 sicher ins Ziel zu bringen ohne weitere Zwischenfälle. Durch die Verringerung der Überholmanöver seitens SMP, schaffte es KCMG schließlich seinen dritten Saisonsieg vor den Russen zu holen.
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SMP Racing sicherte sich am Ende der Saison 2014 den Teamtitel und Zlobin holte als einzigstes Teammitglied den Fahrertitel. In der nächsten Saison wird der frisch gekürte LMP2-Champion Zlobin mit SMP in der GT-Am antreten. Die Mannschaft will im kommenden Jahr ihr WEC-Programm erweitern und hat beschlossen ab 2015 mit dem ELMS-Ferrari nun in der GT-Am Klasse der Weltmeisterschaft zu starten. Nach der verpatzten Saison wird im neuen Jahr auch Strakka wieder mit seinem neuen Fahrzeug gegen die Teams OAK-Racing, Extreme Speed Motorsports, G-Drive, SMP-Racing und KCMG antreten. Fast alle Mannschaften planen den Einsatz von zwei Fahrzeugen, wo jeweils ein geschlossenes Coupé zum Einsatz kommen wird. Die Sicherheit wird weiter Einzug halten und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird es in der WEC keine offenen Fahrzeuge wie den Morgan mehr geben.

Bildquelle: Walter Schruff