Vorerst kein Winterkalender

Mit der Start der Formel E gab es eine allgemeine Unruhe in der Motosportwelt. Nicht nur der Antrieb stellte eine kleine Revolution dar, sondern auch die Organisation der gesamten Rennserie. Um der Formel 1 größtenteils aus dem Weg zu gehen, beschlossen die Organisatoren erstmals in der Geschichte einen Winterkalender auf die Beine zu stellen. Die Chefetage der WEC fand gefallen an dem Konzept einer „Winter-Rennserie“ und begann mit der Planung einer Umsetzung für die Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Le-Mans_2014_Walter-Schruff
Bereits gegen Ende des letzten Jahres begann das Endurance Committee mit der Ausarbeitung erster Ideen für die Umstellung des WEC-Kalenders. Da die Sommerpause zwischen zwei und drei Monaten liegt, lag der Entschluss nahe, die Saison erst im September zu beginnen und mit den 24 Stunden von Le Mans enden zu lassen. Doch wie der Serienchef Gerard Neveau den Kollegen von Sportscar365 verriet, stieß man bei der Ausarbeitung eines neuen Kalenderkonzeptes auf schwerwiegende Probleme, welche eine Umsetzung in naher Zeit fast unmöglich machen. Einer der Knackpunkte über den man in der Evaluierungsphase gestolpert ist, war das technische Reglement der einzelnen Klassen.

Eine Verlegung der Rennen in die Wintermonate erfordert eine Anpassung der Vorgaben für die Fahrzeuge, was für die Teams unmittelbar mit höheren Kosten verbunden ist. Laut Neveau sei es den Organisatoren sehr wichtig, dass man die WEC-Teilnehmer nicht mit unnötigen Kosten belastet und so für einen Verlust an Teams sorgt wie in den späten 80er Jahren. Das neue GT-Reglement 2016 und die folgende LMP2-Umstellung 2017 sind schon eine genügende Belastung.

Die WEC ist jetzt in ihrem dritten Jahr und die erste schwierige Phase ist überwunden. Im jetzigen Stadium sei es wichtiger, langsam aber sicher die Verbreitung der Serie und die Festigung der Fan-Basis voranzutreiben. Auch dieser Punkt bedeutet Kosten für alle Beteiligten und man musste sich zwischen dem Wachstum der WEC und der Kalenderumstellung entscheiden. Nach vielen Monaten der Ausarbeitung ist das Committee zu dem Entschluss gekommen, die Umstellung auf einen Winterkalender vorerst auf Eis zu legen. Die Idee ist nicht aus der Welt, doch es ist mit den derzeitigen Baustellen kaum realisierbar, die Umstellung vor 2018 voranzutreiben.

Es gibt einige Länder auf der Welt, die eine große Fan-Basis haben und der WEC mit offenen Armen gegenüber stehen. Man möchte jetzt auf diese Länder zugehen und sie nicht aufgrund der Umstellung vertrösten müssen. Derzeit gibt es großes Interesse aus Mexiko, Russland und Kanada für die Austragung eines Rennens. Im kommenden Jahr wird man den Schritt nach Deutschland gehen und für 2017 ist man bereits in Verhandlungen über einen Lauf in Montreal. Gleichzeitig will man das Rennen in Brasilien um jeden Preis wieder in den Kalender aufnehmen. Wichtig ist, dass man jede Erweiterung behutsam angeht, da jedes neue Rennen eine Steigerung der Kosten für die Teams nach sich zieht. Unklar ist derzeit noch, ob man die Grenze für Rennen pro Jahr von 8 auf 10 anheben wird oder ob man unrentable Läufe, wie den in Spa, aus dem Kalender nehmen wird.

Via: Sportscar365
Bild: Walter Schruff