Die 24 Stunden von Le Mans sind jedes Jahr aufs neue ein Highlight für alle Langstrecken- und Motorsportfans. Es ist eines der ältesten Rennen der Welt und fasziniert nicht zuletzt durch seine einzigartige Rennstrecke und die Festival-artige Atmosphäre. In den vergangenen Jahren hielt die Computertechnik immer mehr Einzug in die Fahrzeuge und Rennabläufe, was auch zu einem Wandel bei den 24 Stunden von Le Mans führte. Wir möchten mit diesem Artikel eine neue Rubrik starten und euch neben den echten Langstreckenrennen eine Einführung in die virtuelle Seite des Sports geben.
Um die Rennfahrer möglichst gut auf den realen Einsatz an der Rennstrecke vorzubereiten, entwickelte man Ende der 90er auf Basis bisheriger Computerspiele die ersten richtigen Rennsimulationen. Die Technik entwickelte sich immer schneller und auch die Rennsimulationen wurden stetig besser. Erste Teams begannen diese Programme zur Schulung ihrer Fahrer zu nutzen und bauten später ganze Cockpits mit beweglichen Elementen nach, um ein authentisches Gefühl für die bevorstehenden Rennen zu vermitteln. Als auch die Heimcomputer in den vergangenen 10-15 Jahren mehr und mehr Leistung bekamen, dauerte es nicht lange bis die Motosportfans ihren Idolen nacheifern wollten und sich selbst eigene Rennsimulatoren mit echten Sitzen und einer Vielzahl von Bildschirmen für die Simulationssoftware bauten.
Das sogenannte SimRacing ist mehr als nur eine einfache Simulation. In echten Rennserien treten ähnlich wie im realen Langstreckensport Teams bestehend aus zwei, drei oder vier Fahrern gegeneinander an. Ganz dem Vorbild gibt es für den virtuellen Langstreckensport eine eigene Serie (die Virtual Endurance Championship – VEC) mit Kalender und dynamischen Wetterbedingungen. Jedes Rennwochenende ähnelt vom Ablauf her dem eines echten Teams. Alle Fahrer müssen Trainingseinheiten absolvieren, das Setup anpassen, auf den Reifenverschleiß und Telemetrie achten und eine ganze Liste weiterer technischer Parameter kontrollieren. Echte Analyseprogramme helfen bei der Auswertung und dem weiteren Vorgehen. Zwischen den Rennen werden die Computer gewartet, die Sitzschalen angepasst und die Halterungen für Lenkräder, Bildschirme und Pedale verbessert. Bei einem Rennen über 6 oder gar 24 Stunden kann jedes Detail über Sieg und Niederlage entscheiden.
In diesem Jahr finden in Dänemark die GTR24h statt. Es ist das größte SimRacing-Event in Europa und sogar Weltweit. Das aus Deutschland stammende Team TT Sim Racing reist in diesem Jahr gemeinsam ins dänische Kolding um mit ihrem Porsche 911 den virtuellen Le Mans Titel zu holen. Der Aufbau und der Ablauf ähneln stark dem echten Rennen und auch die Belastung ist aufgrund des ähnlich hohen Aufwands mit dem original vergleichbar. Wir werden das Team bei dem Rennen begleiten und gerade in der Winterpause immer wieder einen Blick auf den digitalen Motorsport werfen. Wer sich vom SimRacing ein eigenes Bild machen will, kann das 24 Stunden Rennen und auch die anderen Saisonläufe online im Livestream verfolgen.
Der digitale Motorsport ist eine Welt mit vielen parallelen zum Original. Für viele mag eSport ein eigenartiges Hobby sein, doch wenn man mal genauer hinter die Kulissen schaut, wird man feststellen, dass es mehr ist als nur ein paar Typen die am PC spielen. Es sind echte Motorsportfans die ihre Liebe zur Langstrecke ausleben.
Bilder: TT Sim Racing