LMDh: Mehr Fragen als Antworten?

imsa-wec-convergence-350x350-1
imsa-wec-convergence-2048x1365

Mit der LMDh soll ein internationaler Prototypen-Standard etabliert werden. Doch die Ankündigung warf viele Fragen auf. Wir geben einen Überblick.

Ende Januar richten sich die Augen der Langstrecken-Szene regulär auf einen Fleck in Zentral-Florida. Die 24 Stunden von Daytona bilden den Auftakt der amerikanischen Langstreckenmeisterschaft. Doch die 2020er Auflage des Klassikers war im Hinblick auf das Rennen nur zweitrangig, denn im Fokus stand ein unerwartetes Großereignis.

Die Organisatoren IMSA und WEC verkündeten eine gemeinsame Spitzenklasse im weltweiten Langstreckensport. Die bevorstehende Konvergenz zwischen IMSA- und WEC-Prototypen sorgten für einen Schock bei Fans weltweit.

LMDh: Eine neue globale Prototypen-Formel

Das Resultat vieler gemeinsamer Gespräche war eine neue globale Prototypen-Formel mit dem Namen LMDh, welche in der IMSA ab 2022 und der WEC zum Saisonstart 2021/2022 zur Anwendung kommt.

Die LMDh versteht sich als behutsame Weiterentwicklung der bestehenden IMSA-Top-Klasse DPi. Nach einem ähnlichen Prozess werden auch bei den LMDh-Prototypen Einheitschassis verwendet. Diese kommen von vier zertifizierten Herstellern, welche auch für die LMP2 zugelassen sind. Die Werksteams, welche mit einem LMDh-Boliden antreten möchten, kaufen eines der vier LMP2-Chassis und passen es auf die eigenen Bedürfnisse an.

Im Unterschied zur LMP2 gibt es bei den LMDh-Protoytpen jedoch keinen V8-Einheitsmotor. Jeder Hersteller darf frei entscheiden, welches Aggregat er in seinem Wagen verbauen möchte. Einzig die Hybrid-Einheit ist verbindlich für alle Teilnehmer.

Gibt es eine gemeinsame Zukunft für LMH und LMDh?

Für viele kommt die Übereinkunft zwischen IMSA und WEC einer freudigen Überraschung gleich. Dennoch unterscheidet sich das LMDh-Konzept gänzlich von den bisher geplanten Hypercar-Vorgaben. Da kommt langfristig die Frage auf: Wie geht es weiter mit den Hypercars (LMH)?

Die unterschiedlichen Philosophien von LMDh und Hypercar (LMH) sollen auf der Strecke nicht zu spüren sein. Durch ein Balance of Performance-System soll die Chancengleichheit bei den WEC-Rennen gewährleistet werden. Im Hinblick auf die wesentlich geringeren Entwicklungskosten eines LMDh-Prototyps ist es fraglich, wie viele teurere Hypercars wir am Ende auf dem Feld sehen werden?

Bisher haben sich nur wenige Hersteller für einen Hypercar-Einsatz ausgesprochen. Neben Toyota und Glickenhaus ist bisher nur ByKolles offiziell bestätigt. Der Rückzug des Aston Martin Hypercars sprengte die bisher stabil wirkende Hypercar-Klasse und sorgte für ein Umdenken vieler Interessenten hin zu LMDh.

peugeot-hypercar

Peugeot bleibt dabei – nur mit welchem Konzept?

Einen der mit Abstand positivsten Schocks wurde von Peugeot ausgelöst, als der Hersteller bekannt gab in die WEC einzusteigen. Ursprünglich wollten die Franzosen zusammen mit Rebellion Racing zum Saisonstart 2022/2023 ein Hypercar präsentieren.

Doch das überraschende Motorsport-Ende beim Rebellion-Konzern sorgte für einen weiteren Schreck unter allen beteiligten. Peugeot gab kurz darauf bekannt weiterhin in die WEC einsteigen zu wollen, jedoch zukünftig mit Ligier als Partner.

Rein zufällig ist Ligier neben Dallara, Multimatic und Oreca einer der vier zertifizierten Chassis-Bauer für LMP2 und LMDh. Es deutet vieles darauf hin, dass Peugeot die Hypercar-Pläne zugunsten eines günstigeren LMDh-Fahrzeugs über den Haufen geworfen hat. Eine finale Bestätigung dessen steht aber weiterhin aus.

Wie geht es in der Saison 2020/2021 weiter?

Diese Vielzahl an Ereignissen hat in kurzer Zeit die Pläne der WEC durcheinander gebracht. Das eigentlich vorzeigbare Starterfeld ist nun nicht mehr vorhanden. Sofern kein Wunder passiert, wird die neue LMH-Klasse 2020/2021 nicht von der aktuellen LMP1 zu unterscheiden sein. Neben den beiden neuen Toyota wären wohl nur die aktuellen Ginetta-Boliden in angepasster Form am Start.

Wie der genaue Entwicklungsstand bei Glickenhaus ist, bleibt offen. Zuletzt ließ das Team durchblicken, dass man wohl erst zum Jahreswechsel 2021 in Kyalami antreten kann. Ähnlich offen ist der aktuelle Stand des ByKolles-Teams.

Wir Fans müssen uns wohl auf eine weitere Übergangssaison gefasst machen. Es bleibt jedoch die Hoffnung, dass es 2021/2022 mit den LMDh-Prototypen wieder voller an der Spitze sein wird.

Bilder © FIA WEC Pressematerial