Le Mans: Nach 18 Stunden noch kein Sieger in Sicht

Die 24 Stunden von Le Mans liegen zu drei Vierteln hinter uns und noch immer ist kein klarer Sieger zu erkennen. Über die vergangenen 6 Stunden setzten Porsche und Toyota ihr Wechselspiel an der Spitze fort und ließen keine Chance ungenutzt, um dem Gegner die Führung abzujagen.

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Zur Halbzeit ging der Toyota Nummer 6 mit 43 Sekunden in Führung. Der Porsche #2 war gerade zum „Full Service“ in der Box und nahm die Verfolgungsjagd vom zweiten Gesamtrang auf. Mit jedem Boxenstopp übernahm der Gegner die Spitze. Der Kampf um die Führung glich einem Wechselspiel, welches die Piloten beider Wagen trotz einsetzender Müdigkeit und nachlassender Konzentration fehlerfrei fortsetzten.

Während in der LMP1-Klasse Strategie und Durchhaltevermögen das Bild prägten, war in der LMP2 Glück der wichtigste Faktor. Nachdem sich der G-Drive #26 mühsam die Führung zurückerobert hatte, folgte wenige Minuten später eine Strafe für zu schnelles Fahren in einer Slowzone. Das Schicksal teilte der SMP #27, welcher aus gleichem Grund eine ganze Minute in der Box stehenbleiben musste. Während der Signatech-Alpine erneut die Spitzenposition übernahm, setzte sich der Thiriet by TDS hinter den Franzosen fest und setzte die Piloten in der #36 zusehend unter Druck.

Trotz mehrere Rückschläge ließ der G-Drive #38 nicht locker und kehrte immer wieder zur Spitze zurück.

In den Folgestunden kehrte so etwas wie Ruhe auf der Strecke ein und die Fahrer nahmen Tempo raus, um die Wagen zu schonen. In der LMP1-Klasse führte der Toyota #6 mit 14 Sekunden Abstand auf das Schwesterfahrzeug mit der Startnummer 5. Porsche hielt sich zurück und führte nur spärlich Angriffe auf die beiden Fahrzeuge durch. Auch in den anderen Kategorien gingen die Überholmanöver zurück und niemand wagte unnötige Manöver.

Kurz vor sechs Uhr begann es zu dämmern und die Sonne ließ sich wieder am Circuit de la Sarthe blicken. Es schien, als würden die Fahrer aus ihrem Ruhezustand erwachen und schlagartig wurde die Rundenzeiten in allen Kategorien schneller. Den ersten Abflug bei Tageslicht machte der Pegasus-Wagen mit der #28. Zum vierten Mal in diesem Rennen steuerte ein Pilot des Teams den Wagen ins Kiesbett bei der Mulsanne-Kurve. Wie durch ein Wunder konnte Leo Roussel auch diesmal das Rennen unbeschädigt fortsetzen.

Nach einer längeren Ruhephase in den LMGTE-Feldern, setzte Corvette dieser mit einem Paukenschlag ein Ende. Kurz vor dem Dunlop-Bogen verlor Tommy Millner die Kontrolle über seine Corvette #64 und fuhr Frontal in einen Reifenstapel. Das Rennen für den gelben US-Boliden war damit frühzeitig beendet und eine längere Slowzone folgte für den Streckenabschnitt. Die Streckenposten benötigten eine ganze Weile um den Boliden zu bergen und die Sicherheitselemente wiederherzurichten. An der LMP1-Spitze nutzten die Kontrahenten den Moment um die Box anzusteuern. Während der Toyota #6 voll im Plan lag, änderte man beim Porsche #2 kurzerhand die Strategie und holte den Wagen bereits nach 10 anstatt 14 Runden rein.

Nachdem Ford die Nachtphase gut überstanden hatte, folge in den Morgenstunden der Angriff auf den Ferrari #82.
Nachdem Ford die Nachtphase gut überstanden hatte, folge in den Morgenstunden der Angriff auf den Ferrari #82.

Keine 20 Minuten später folgte die nächste Slowzone, als Nelson Panciatici seinen Prototypen mit der Nummer 35 in die Schikane auf der Hunaudieres-Geraden lenkte. Durch einen Ausritt ins Kiesbett blockierte die Lenkung beim Fahrzeug von Baxi DC Racing und der Wagen landete in der Beton-Mauer. Durch eine gebrochene Radaufhängung konnte Panciatici sein Heimrennen nicht mehr fortsetzen.

Nur zehn Minuten nach diesem Zwischenfall ging der ByKolles ausgangs der Porsche-Kurven in Rauch auf. Ähnlich wie im freien Training brach ein Feuer am Heck aus und Flammen loderten aus dem hinteren rechten Radkasten. Trotz schnellen Eingreifens von Simon Trummer, konnte er einen größeren Schaden nicht mehr abwenden und der Wagen blieb am Streckenrand liegen.

Kurz bevor die Rennleitung alle Slowzones aufheben konnte, strandete der Thiret by TDS im Kiesbett. Der Oreca 05 mit der Startnummer #46 steckte so tief fest, dass man den zweiten Platz nicht mehr halten konnte und das Rennen vorzeitig beenden musste. Mit jeder Minute ließ die Konzentration der Piloten sichtlich nach und immer mehr Trümmerteile sammelten sich auf der Strecke. Zur Sicherheit aller Beteiligten entschied sich die Rennleitung, das Safety Car einzusetzen um die Ordnung wiederherzustellen.

Der Porsche #2 lieferte sich ein Wechselspiel mit den beiden Toyota-Boliden und hat derzeit noch beste Chancen auf den Gesamtsieg.
Der Porsche #2 lieferte sich ein Wechselspiel mit den beiden Toyota-Boliden und hat derzeit noch beste Chancen auf den Gesamtsieg.

Nach der langen Safety Car-Phase hatte der Porsche #2 die Führung übernommen und die beiden Toyota lauerten dicht hinter ihm. Bereits wenige Minuten nach dem Restart konnte sich Sebastien Buemi nicht mehr halten und attackierte seinen Teamkollegen mit aller Kraft. Mit Mike Conway im Schlepptau konnte Buemi den Porsche #2 von Neel Jani noch vor der Boxenausfahrt überholen und somit die Spitze übernehmen.

Ähnlich spannend entwickelte sich auch der Kampf in der LMGTE-Pro nach dem Safety Car. Viele Stunden konnte der Ferrari #82 von Giancarlo Fisichella, Toni Vilander und Matteo Malucelli die Spitzenposition verteidigen. Doch nach den vielen langsamen Runden wollten die Fahrer der beiden Ford #68 und #69 endlich am italienischen Sportwagen vorbei und feuerten aus allen Rohren.

Nach vielen erfolglosen Angriffen, kamen die beiden US-Fahrzeuge nicht über die Plätze zwei und drei hinaus. Zu allem Unglück wurde gegen die #68 eine Strafe wegen Unstimmigkeiten beim Tankstopp verhängt und der Wagen verlor so endgültig den Anschluss auf die Spitze.

Hier geht es zu den Stunden 7-12

Bild 1: FIA WEC Pressematerial (AdrenalMedia.com)
Bilder 2-4: WEC-Magazin