Kommentar: Was ist los bei Toyota?

In den letzten Wochen rückte die Mannschaft des japanischen Autobauers Toyota wieder stärker in den Fokus der Öffentlichkeit. Bereits vor dem Rennen in Fuji gab der Autobauer bekannt, dass der Franzose Nicolas Lapierre aus persönlichen Gründen nicht am Rennen teilnehmen wird. Viele Fans hofften, dass es sich nur um eine vorübergehende Abwesenheit handelt und er beim nächsten Rennen wieder mit am Start sein wird. Doch entgegen vieler Hoffnungen folgte jetzt die Meldung, dass er bis zum Ende der Saison nicht mehr zurückkehren wird.
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Der Autobauer gab in seiner letzten Pressemeldung klar zu verstehen, dass der französische Fahrer zwar weiterhin bei Toyota verbleibt, jedoch aus familiären Gründen nicht mehr bis Ende des Jahres in das Cockpit zurückkehren wird. Durch diese Entscheidung fehlt dem Team nicht nur der wichtige dritte Fahrer im TS040, man bringt auch gleichzeitig den ersten Weltmeistertitel des Teams in Gefahr, da jederzeit ein weiterer Fahrer ausfallen könnte.

Um solche Situationen bestmöglich zu bewältigen, hat Toyota mit Beginn dieses Jahres den Briten Mike Conway als offiziellen Test- und Ersatzfahrer verpflichtet. Nach dem sich der 31 jährige an das Fahrzeug gewöhnen konnte, wurden seine Dienste bei den 6 Stunden von CoTA zum ersten mal benötigt. Der Stammfahrer Kazuki Nakajima war aufgrund eines wichtigen Rennens in der japanischen Super Formula Serie verhindert. Conway bekam erstmals die Möglichkeit sich in einem LMP1-Fahrzeug zu beweisen und konnte auf Anhieb an der Spitze mitkämpfen. Als dann vor dem Heimrennen Nicolas Lapierre aussetzten musste, dachten alle das auch diesmal der Ersatzfahrer zum Einsatz kommen würde. Doch entgegen aller Erwartungen entschied sich Toyota für den Einsatz der Nummer 8 mit lediglich zwei Fahrern.

Kurz vor Shanghai wiederholt sich diese fragwürdige Situation und die Japaner verzichten auf den Einsatz ihres Ersatzfahrers obwohl es bei diesem Rennen bereits um eine wichtige Entscheidung im WM-Kampf gehen könnte. Stattdessen gab man bekannt, das Mike Conway einen weiteren Einsatz bei den 6 Stunden von Bahrain haben wird. Zu diesem Termin wird Nakajima ein weiteres mal verhindert sein. Die Frage die sich unweigerlich stellt ist, ob Toyota nicht voll hinter den Leistungen seines Test- und Ersatzfahrers steht? Statt alle Energien auf die Sicherung des Weltmeistertitels zu konzentrieren fährt der Konzern eine sehr vorsichtige Strategie und setzt Mike Conway nur zögerlich ein.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keine klare Stellungnahme, wie es mit Nicolas Lapierre bei Toyota weitergeht. In der letzten Meldung äußerte man, dass man hinter dem Franzosen stehe und er auch 2015 und darüber hinaus bei Toyota eingeplant ist. Dies klingt jedoch mehr nach einer Beschönigung der Umstände, da man sich vermutlich selbst gerade schwer mit einer Entscheidung tut. Derzeit machen Gerüchte die Runde, dass Lapierre in Verhandlungen mit dem Neueinsteiger Nissan steht und aufgrund von Testfahrten aktuell nicht für Toyota verfügbar ist. Es würde die Unsichere Haltung seitens der Japaner erklären und ein Bekenntnis, dass man auch für die Zukunft mit ihm plant kann in einer Verhandlungssituation die Meinung stark beeinflussen. Auf eine offizielle Bestätigung zu diesen Theorien müssen wir jedoch noch warten. Unklar ist auch weiterhin die Haltung des Autobauers zu seinem Ersatzfahrer. Man gibt ihm zwar die Möglichkeit hinter das Steuer zu greifen, doch scheinbar hat man nicht zwingend vor ihn nächstes Jahr als Stammfahrer einzusetzen.

Fakt ist, dass die Situation bei Toyota äußerst angespannt ist. Die personellen Probleme kommen zu einer äußerst ungünstigen Zeit, da man derzeit beste Chancen auf die Weltmeistertitel hat. Solche Unsicherheiten in der Management-Ebene könnten am Ende dafür sorgen, dass man in den letzten Zügen grobe Fehler macht und ähnlich wie in Le Mans die Konkurrenz davon profitiert.

Bild: Walter Schruff