In der Formel 1 stehen die Zeichen auf Umbruch. Nach dem die kleineren Teams nacheinander in die Insolvenz rutschen, geht es auch den großen nicht mehr so gut wie früher und der ehemaligen Königsklasse steht ein Wandel bevor. Ein Name der in den vergangenen Monaten häufig die Runde machte, war der des Getränkeherstellers Red Bull. Die Firma aus Österreich will nach 11 Jahren ihr Formel 1 Projekt beenden. Nun stellt sich die Frage, wohin wird man als nächstes gehen?
Für Red Bull war der Sport schon immer die Werbeplattform Nummer eins. Als man im Jahr 2004 das ehemalige Jaguar-F1-Team sowie 2005 den ehemaligen Minardi-Rennstall übernahm, wollte man über das normale Sponsoring hinaus gehen und den Namen Red Bull noch stärker in den Köpfen verankern. Die Rechnung war einfach, das Team trägt den Namen „Red Bull Racing“ bzw. „Toro Rosso“ und mit jedem Sieg wird durch die Nennung des Teams auch der Produktname in den Medien erwähnt, ohne das man zusätzliche Werbung schalten muss. Zu einer Zeit, wo die Formel 1 einen Höhepunkt hatte, ging der Plan gut auf und mit 4 Konstrukteurs-Titeln und zahlreichen GP-Siegen stiegen auch schnell die Getränkeverkäufe. Doch die Spitzenklasse der Formelwagen hat an Glanz verloren und muss immer stärker um Teams und Zuschauer kämpfen.
Bei Red Bull steht man nun vor dem Problem, dass durch die neuen Motoren die Ränge klar verteilt sind. Die beiden großen Werksteams Ferrari und Mercedes machen die Titel unter sich aus, während McLaren und Renault noch immer an zuverlässigen Motoren arbeiten. Red Bull setzte in den letzten Jahren auf Renault als Partner, da die Franzosen kein eigenes Werksteam für die Entwicklung mehr hatten. Doch beim Wechsel auf die V6-Motoren konnte man nicht mithalten und Red Bull geriet in Bedrängnis. Der bisherige Motor liefert nicht die gewünschten Ergebnisse, einen Konkurrenzfähigen Werksmotor bzw. einen Partner der sein Glück in der F1 versuchen möchte findet man nicht und der Bau einer eigenen Antriebseinheit kommt nicht in Frage. Doch wie macht man in solch einer Situation weiter, abwarten und auf Besserung oder ganz zurückziehen und neue Ufer suchen?
Laut Speedweek.com wurden die bestehenden Motorenverträge für 2016 vorzeitig aufgelöst und Red Bull plant den Rückzug zum Jahresende. Jedes Jahr im Motorsport kostet Geld und jedes mal wenn Red Bull nicht durch Siege glänzen kann, kommt aufgrund der fehlenden Werbung nicht genügend neues Geld in die Kassen. Der Rückzug aus der Formel 1 ist nur logisch, da sich aufgrund der festen Motorenregelung und der schwierigen Partnersituation in naher Zukunft nicht viel ändern wird. Doch einen Rückzug aus dem Motorsport wird es wohl nicht geben, da man so nicht nur eine ganze Zielgruppe verliert, sondern auch die teuren Investitionen der vergangenen Jahre (wahrscheinlich) mit Verlust verkaufen müsste. Die derzeit naheliegende Option ist ein Wechsel in die Langstrecken-Weltmeisterschaft.
Die WEC hat in den vergangenen zwei Jahren einen enormen Beliebtheitsschub erfahren. Immer mehr Menschen aus den unterschiedlichsten Altersschichten entdecken die Langstrecke für sich, obwohl sie vorher nur wenig bis keine Berührung damit hatten. Für Red Bull kommt diese Verlagerung gerade zur rechten Zeit, da man mit einem Ausstieg 2015 genügend Zeit hätte die eigenen Fabriken auf das neue Projekt umzustellen. Ab der Saison 2017 greift das neue LMP2-Regelemt und ein Großteil der bisherigen Privatteams wird sich wahrscheinlich für einen Wechsel in die LMP1-Privatwertung entscheiden. Auch für Red Bull Racing wäre dies eine Option, da man hier auf eine Vielzahl von gleich behandelten Motoren zurückgreifen kann und nicht ins Hintertreffen gerät, wie derzeit in der Formel 1. Mit den schon existierenden Werken könnte man ein eigenes Chassis bauen und würde aufgrund der anderen Kostenlage in der WEC sogar noch Geld sparen.
Eine andere Option wäre ein Einstieg in die LMP1-Herstellerwertung. Mit dem Abgang von Mark Webber aus der Formel 1 hielt man ihm die Treue und unterstütze ihn weiterhin. Aus diesem Fahrersponsoring ist in der Saison 2015 eine ganze Partnerschaft mit Porsche geworden. Es wäre ebenfalls denkbar, dass die Österreicher einen Teil ihrer Entwicklungsabteilungen abtreten und mit dem Wagenbauer aus Stuttgart unter einem Namen als gemeinsames Team an den Start gehen. Dieser Überlegung hätte nicht nur zur Folge, dass Porsche auf einen Schlag neue Designer und Konstrukteure zur Verfügung hätte, Red Bull würde im gleichen Zug die Kosten weiter minimieren ohne an Werbung einbüßen zu müssen.
Ohne eine offizielle Bekanntgabe ist es schwer genaue Aussagen zu machen, doch das Szenario über einen Wechsel von Formel 1 in die WEC rückt dank der aktuellen Entwicklung in greifbare nähe. Für Red Bull wäre die Langstrecke eine neue Möglichkeit die Qualität des eigenen Getränks zu bewerben, da ein Energy-Drink ja bekanntlich lange wach halten soll. Was bietet sich besser an um dies zu zeigen als die 24 Stunden von Le Mans. Doch ein Engagement von Red Bull würde auch Folgen für die WEC und die gesamte Langstrecken-Szene haben. Eine solch etablierte Firma besitzt große Aufmerksamkeit und eine Vielzahl an Fans. Mit einem Wechsel würde man dem schon eingesetzten Aufstieg der WEC neuen Schub verleihen und so für eine noch größere Verbreitung in der Allgemeinheit sorgen.
Bilder: WEC-Magazin (Walter Schruff)