Interview: Fernando Rees über den Nürburgring

Fernando-Rees
In Vorbereitung auf das anstehende Rennen am Nürburgring, sprachen wir mit dem Aston Martin Piloten über die bevorstehende Herausforderung und seiner Liebe zu Deutschland.

Das nächste Rennen sind die 6 Stunden vom Nürburgring. Welche Erinnerungen hast du an den deutschen Kultkurs?
„Ich bin nur einmal in der Le Mans Serie im Jahr 2008 dort gefahren. Sie ist die einzige Strecke im WEC-Kalender, wo ich nur wenig Erfahrung habe. Ich glaube jedoch nicht, dass dieses Defizit viel ausmacht. Es ist ein tolle Strecke, und die Atmosphäre mit den deutschen Fans ist großartig. Sie sind sehr interessiert am Langstreckensport und sie genießen diese Art von Sport. Ich denke es wird ein großes Ereignis werden. Ich bin froh das die Formel 1 in diesem Jahr nicht in Deutschland startet, so können wir  (die WEC9 am Besten von der Leidenschaft der deutschen Fans profitieren. Sie haben guten Rennsport verdient!“

Welcher Streckenabschnitt gefällt dir am besten auf der GP-Strecke?
„Ich liebe die Bergpassage nach der Dunlop-Kurve. Im Single-Seater und im Prototypen ist es ein einfacher Abschnitt, aber in GTE-Fahrzeugen ist es eine schöne Herausforderung.“

Nächstes Jahr soll Brasilien wieder in den Kalender zurück und das Deutschland-Rennen muss wahrscheinlich weichen. Bist du der Meinung, dass der Nürburgring einen festen Platz im WEC-Kalender verdient hat als zusätzliches Saisonrennen?
„Ich bin mir nicht sicher ob er bleiben wird. Meiner Meinung nach ist der Nürburgring eine gute Ersatzlösung für das fehlen von Interlagos in diesem Jahr. Die WEC ist jedoch eine Weltmeisterschaft und wir fahren bereits die ersten drei Runden in Europa. Falls ein weiteres Rennen aufgenommen wird, dann findet es wahrscheinlich außerhalb von Europa statt.“

Dein Teamkollege Richie Stanawy ging in diesem Jahr auf der Nordschleife an den Start. Stehen für dich dort in naher Zukunft auch Einsätze auf dem Programm, z.B. eine Teilnahme an der VLN oder bei den 24 Stunden von Nürburgring?
Ich bin mir nicht sicher, aber wahrscheinlich eher nicht. Ich verstehe die Herausforderung der Nordschleife und das sie eine große historie besitzt, aber ich glaube sie passt nicht mehr zu den Fahrzeugen wie wir sie heute fahren. Die Standards wie wir sie heute an Sicherheit im Motorsport stellen, sind dort einfach nicht gegeben.“

Wie ist dein Eindruck von den vergangenen Testtagen, denkst du Aston Martin hat eine gute Ausgangslage im Kampf auf den Sieg?
Es ist unmöglich vorherzusagen. Wir kennen unsere Daten uns wissen woran wir sind, aber der genaue Stand der gegnerischen Teams bleibt nach wie vor ein Rätsel. Angesichts der Streckencharakteristik glaube ich jedoch, dass wir dort wettbewerbsfähig sein werden. Dies sollten wir besser auch, denn wir müssen die Ferraris in der Tabelle einzuholen.“

Angenommen du kämpfst beim kommenden Rennen gegen Stefan Mücke in den letzten Minuten um Position 1 der GT-Pro, würdest du deinem deutschen Teamkollegen den Sieg beim ersten WEC-Rennen in seiner Heimat überlassen oder lieferst du dir einen Kampf bis zum Ende?
Soolche Sachen wie jemand gewinnen zu lassen gibt es nicht, nie. Wir würden beide hart aber fair gegeneinander kämpfen und der Beste des Tages würde am Ende gewinnen. Ich bin sicher, er würde das gleiche tun wenn wir in Interlagos wären.“

Was sind abgesehen vom Nürburgring deine ersten Gedanken wenn du über Deutschland redest?
Ich bin ein wahrer Verehrer von Deutschland und dessen Menschen. Ich finde, es ist ein wunderschönes Land, gebaut und wiederaufgebaut von einem großartigen Volk, welches auch sehr stolz auf ihr Land sind. Ich wurde schon immer in Deutschland gut aufgenommen und es ist eine große Ehre für mich in diesem Jahr dort zu fahren. Allerdings ist die Sprache ziemlich schwierig für mich. Ich wünschte, ich könnte sie besser verstehen. Aber das Leben ist lang, es ist noch genügend Zeit sie zu lernen.“

Welche deutschen Sitten und Bräuche sind für dich eher befremdlich und welche gefallen die richtig gut?
Es gibt eine die auf beides zutrifft, wobei sie seltsam und schön zugleich ist: Das Oktoberfest. Wir haben unsere Version davon im Süden Brasiliens, wo viele Deutsche leben. Es ist eine verrückte Party, wo manchmal über die Grenzen geschlagen wird, aber zu gleich viele Leute eine schöne Zeit miteinander verbringen.“

Hast du einen Lieblingsort oder eine Stadt in Deutschland die du besonders magst?
Ich mag Berlin sehr. Es ist eine schöne Stadt, mit dem alten und dem wiederaufgebauten Teil. Sich vorzustellen, wie die Menschen unter der Zerstörung litten und sie dennoch ihre Stadt wieder so aufgebaut haben wie wir sie heute sehen, ist einfach beeindruckend. Ich liebe zudem die Ruinen der Kaiser-Wilhelm-Kirche, welche eine Geschichte der Wiedergeburt erzählt.“

Nach einer guten ersten Saisonhälfte liegst du auf dem fünften Platz in der Fahrerwertung. Wie sieht der Plan für die zweite Halbzeit aus?
Wir gingen durch Höhen und Tiefen seit dem Beginn der Saison. Es war nicht der Saisonstart, wie wir ihn in Silverstone erwartet hatten; nach einem guten Ergebnis in Spa; dann die vielversprechende Ausgangslage in Le Mans mit dem enttäuschenden Endergebnis. Nun haben wir noch fünf Rennen vor uns, bei denen wir versuchen werden den Sieg aus Spa zu wiederholen.“

Bild: WEC-Magazin (Walter Schruff)