Im Interview mit Oliver Jarvis

Oliver Jarvis hat in den letzten drei Jahren bewiesen, das er mit der Spitze der LMP1-Klasse mithalten kann. Zwei Podiumsplätze in Le Mans hat der Brite zu verzeichnen. In diesem Jahr fährt er seiner erste komplette Saison in der WEC. Zusammen mit Loic Duval und Lucas Di Grassi wird sich Jarvis das Fahrzeug mit der Nummer #8 teilen. Wir haben ihm vor dem Start der neuen Saison in einem kurzen Interview befragt.
#1
WM: Es werden große Erwartungen an die WEC Fahrer gestellt, was sind deine persönlichen Ziele in dieser Saison?
OJ: Zum einen ist es für mich sehr wichtig, auf dem gleichen Niveau wie meine beiden Teamkollegen zu kommen. Das tolle am Langstreckensport ist, dass deine Teamkollegen das selbe Material haben und du den direkten Vergleich hast. Ich bin wirklich beeindruckt über den Fortschritt den Audi über den Winter gemacht hat. Unser gemeinsames Ziel ist es nicht nur erneut um den Sieg in Le Mans zu kämpfen, sondern auch den Weltmeistertitel zu holen.

WM: Das Starterfeld wächst mit dem Einstieg von Nissan erneut ein ganzes Stück an. Wer wird für dich der größte Gegner sein?
OJ: Es wäre falsch unsere Gegner zu unterschätzen, aber Toyota ist der amtierenden Weltmeister und hat ein äußerst konkurrenzfähiges Paket. Sie gilt es in diesem Jahr zu schlagen. Jedoch hat Porsche bereits in seinem ersten Jahr gezeigt, wie stark sie sind. Zudem geht Nissan mit einem faszinierendem Konzept an den Start.

WM: In diesem Jahr erbst du den Platz von Tom Kristensen. Lastet ein gewisser Druck auf dir, einen so erfolgreichen Fahrer wie Tom zu ersetzen?
OJ: Es gibt immer Druck wenn man bei Audi fährt, egal welchen Fahrer man ersetzt. Ich denke auf mir wird ein großer Fokus liegen, da ich den besten Sportwagenpilot der Welt beerbe. Es wird keine leichte Aufgabe, aber ich freue mich darauf.

WM: Die kommenden Jahre bringen sicher viele Erfolge hervor. Was war der bisherige Höhepunkte in deiner Karriere?
OJ: Erfolg kann man nie garantieren, aber ich werde persönlich und mit meinem Team sehr hart daran arbeiten erfolgreich zu sein. Für mich gibt es mehrere Highlights die herausstechen und alle einen großen Einfluss auf meine Karriere hatten. Der erste war der Gewinn des McLaren Autosport Award im Jahr 2005, welcher meiner Karriere einen enormen Anstoß gab und mir dabei half in der Karriereleiter aufzusteigen. Dann der Macau Sieg im Jahr 2007, wodurch ich ein Cockpit bei Audi in der DTM bekam. Und schließlich mein erster Sieg (von vielen hoffe ich) in einem LMP1-Fahrzeug bei den 12 Stunden von Sebring.
#2
WM: In den vergangen Jahren galt es in der WEC immer Audi zu schlagen. Wie ist das Klima im Team nachdem Audi erstmals geschlagen wurde?
OJ: Natürlich gefällt es uns nicht zu verlieren, aber es motiviert uns härter zu arbeiten und um stärker zurück zu kommen. Eine der stärken des Audi-Teams ist die fantastische Atmosphäre und der Zusammenhalt.

WM: Es gibt immer wieder die Diskussion ob ein Sieg in Le Mans oder der Weltmeistertitel wichtiger ist. Fokussierst du eher einen Sieg in Le Mans an oder den Titelgewinn?
OJ: Das ist eine schwierige Frage! Es ist als würde man dich fragen, welches deiner zwei Kinder du am liebsten hast. Für mich war ein Sieg in Le Mans schon immer ein Traum, so hat dieser eine große Bedeutung, aber es wäre auch etwas besonderes sich Weltmeister nennen zu dürfen. Also muss ich sagen das für mich beides einen hohen Wert hat.

WM: Die WEC hat in den letzten Saisons stark an Popularität gewonnen. Was meinst du, könnte ausschlaggebend für das wachsende Interesse bei Herstellern und talentierten Fahrern sein, in die WEC zu gehen anstatt in die Formel 1?
OJ: Ich denke das die WEC für die Hersteller eine perfekte Plattform zur Entwicklung und Erprobung straßentauglicher Technologien bietet. Für Audi ist dieser Punkt sehr wichtig. In den vergangenen Jahren hat Audi einige Innovationen in Le Mans getestet, welche heute im Straßenverkehr verwendet werden. Bei den Fahrern denke ich an die jüngere Generation, welche uns fahren sieht und bemerkt wie wettbewerbsfähig unsere Serie ist. Zudem bietet die WEC einen fantastischen Karriereweg außerhalb der Einsitzer/F1 Route. Wenn Sie die Formel 1 nehmen, bemerken sie im Moment wie vieler Fahrer dafür bezahlen müssen um dort zu fahren. In der WEC hingegen haben sogar die Piloten in den Privatteams noch die Möglichkeit das zu tun was sie lieben und verdienen damit ihren Lebensunterhalt.

WM: Die Gerüchte, dass Audi Interesse an einem zukünftigen Formel 1 Team hat, kommen immer wieder auf. Würdest du die Chance nutzen in der Formel 1 zu fahren, wenn sich die Möglichkeit bieten würde?
OJ: Diese Gerüchte gibt es schon viele Jahre. Audi wird jedoch auch in Zukunft sein Hauptaugenmerk auf die DTM, WEC und den neuen TT Cup richten. Hinzu kommen noch die Audi R8 LMS für die Kundenteams.

WM: Audi hat eine sehr lange Motorsportgeschichte. Wenn du ein Auto aus der Vergangenheit fahren dürftest, welches wäre das und wo würdest du es gern fahren?
OJ: Ich würde gern einen Audi quattro Rallye-Fahrzeug auf einem Rallyekurs fahren. Da würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen! Das sind einfach ikonische Autos und sehen heute noch unglaublich aus.
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Bildquellen: Audi R18 – Walter Schruff, Audi A4 DTM – Speedsport Magazine, Audi Quattro – James Clarke