Das letzte Rennen der Saison hätte nicht spannender starten können. Das Feld hatte noch nicht mal die erste Kurve erreicht, da näherten sich die beiden Audi den führenden Porsche. Als die Führungsgruppe die erste Kurve erreichte versuchten die Wagen #7 und #8 mit gewagten Manövern an der #17 und #18 vorbei zu ziehen. Doch die beiden Porsche blieben standhaft und konnten in den ersten Runden ihre Positionen halten. Zum Pech für die Ingolstädter, hatten auch die beiden Toyota einen sehr guten Start erwischt und blieben der Führungsgruppe dicht auf den Fersen.
In der LMP2 ging Tom Dillmann im Signatech-Alpine von der Poleposition ins Rennen. Doch kaum war der Startschuss gefallen, musste er sich gegen den G-Drive und den KCMG verteidigen. Nach wenigen Runden konnte sich der KCMG im Dreikampf durchsetzten und die Führung vor dem G-Drive übernehmen. Der Signatech-Alpine musste sich mit der dritten Position abfinden, während der SARD-Morand und der Strakka hinter ihm in einem spannenden Duell kämpften und sich langsam näherten.
In der GT-Pro wurde der Ferrari #71 vor Rennbeginn straf-versetzt und musste hinter den GT-Am Fahrzeugen starten. Es dauerte aber nicht lange, bis James Calado die langsameren Wagen überholt hatte und sich einen Kampf mit dem Porsche #91 lieferte. Zeitgleich arbeitete sich der Porsche #92 nach vorne, in dem er die Aston Martins überholte und die zweite Position übernahm. Einige Runden später hatte er dann den Ferrari #51 von Toni Vilander in unmittelbarer Nähe und konnte nach einen packenden Positionskampf die Führung übernehmen. Nicki Thiim im Aston Martin #95 sah ebenfalls eine Lücke und zog kurz darauf ebenfalls am Ferrari #51 vorbei.
Knapp eine halbe Stunde nach Rennbeginn war der Audi #8 nicht nur am Schwesterfahrzeug vorbei gekommen, er hatte es auch am Porsche #18 vorbei geschafft. Nach ein paar Runden auf der zweiten Position, wurde der in Führung liegende Porsche #17 plötzlich langsamer. Mit viel Mühe schleppte sich die #17 im Elektro-Antriebsmodus zur Box und kam zur Reparatur rein, während der Audi #8 die Führung übernahm. Nach fünf Runden in der Box, konnte die #17 das Rennen wieder aufnehmen. Wie sich herausstellte, hatte es ein Problem mit dem Benzinmotor gegeben und der Wagen konnte diesen nicht mehr nutzen. Im Kampf um die Weltmeisterschaft ist es das schlimmste, was dem Autobauer aus Stuttgart passieren konnte, da der Audi #7 auf Rang drei nun genügend Punkte einfahren kann, um den Fahrer-WM-Titel zu holen.
Nicht nur in der LMP1 war die Stimmung angespannt, auch in der GT-Pro herrschte weiter Hochbetrieb. Nach dem Ferrari zwei Positionen eingebüßt hatte, setzten die Italiener alles daran wieder nach vorne zu kommen, um die Meistertitel erneut zu verteidigen. Die #51 lag nach einem Boxenstopp noch immer auf Position drei und tat sich schwer an Nicki Thiim in der #95 vorbei zu kommen. Zwei Plätze weiter hinten kämpfte der Ferrari #71 mit allen Mitteln gegen den Aston Martin #97. Als der Ferrari zum überholen ansetzten wollte, kollidierte er mit dem BR01 von AF Racing (ehemals SMP Racing) und beide Fahrzeuge drehten sich aus der Kurve, während der Aston Martin unversehrt weiter fuhr und seinen Vorsprung zurückholen konnte.
In der zweiten Stunde hatte der G-Drive #26 zu alter stärke zurück gefunden und lieferte sich einen erbitterten Kampf mit dem in Führung liegenden KCMG. Über viele Runden schenkten sich beide nichts und jede Attacke konnte Nick Tandy erfolgreich abwehren. Doch in einem unachtsamen Moment konnte der G-Drive schließlich am KCMG vorbei ziehen und die Führung übernehmen. Zeitgleich änderte Audi seine Strategie in der LMP1 und sorgte dafür, dass die in Führung liegende #8 das Schwesterfahrzeug #7 überholen konnte, damit die Chance auf den Fahrer-WM-Titel gewahrt bleibt. Der Porsche #18, welcher zuvor einen Boxenstopp absolvierte, erreichte in den Folgerunden nicht mehr die Performance vom Anfang und musste sich vorerst mit der dritten Position zufrieden geben, während die #17 in der Wertung noch immer hinter den LMP1-Privatfahrzeugen steckte.
Mit Beginn der dritten Stunde hatte der Porsche #18 seine kleine Schwäche überwunden und lieferte nun wieder konkurrenzfähige Zeiten ab. Mit jeder Runde machte Brendon Hardley etwas Boden auf die beiden Audi gut. Der entscheidende Moment kam schließlich, als Audi erneut die Strategie anpasste und beide Wagen eher als geplant zum Stopp rein holte. Der Porsche #18 blieb jedoch weiter draußen und konnte dadurch die Führung übernehmen.
Bei den LMP2-Fahrzeugen hatte Signatech-Alpine die Spitzenposition übernommen, nach dem KCMG und G-Drive in die Box fuhren. Nach einigen schnellen Runden hatte sich das französische Team absetzten können und fuhr der Halbzeit entgegen. Doch als der Wagen gerade auf die Start-Ziel-Gerade fuhr näherte sich der Toyota #1 von hinten. Der Toyota kam aber nicht schnell genug am Signatech-Alpine vorbei und berührte den LMP2-Wagen eingangs der ersten Kurve. Durch diese Berührung drehte sich der Signatech von der Strecke und der KCMG übernahm die Führung.
Kurz vor Ende der ersten Rennhälfte explodierte die vordere linke Bremse des Audi Nummer 8. Der bis dahin auf Platz zwei liegende Wagen schleppte sich mit Mühe in die Box und musste für gut 15 Minuten zur Reparatur rein. Der Porsche #18 konnte daraufhin den zweiten Platz übernehmen, während die beiden Toyota sich auf drei und vier einsortierten. Wenige Minuten nach Zwischenfall des Audis brach die Radaufhängung des ESM #31 und mit qualmenden Heck schaffte es auch dieses Fahrzeug zur Reparatur an die Box. Nach den zwei Pannen waren einige Trümmerteile auf der Strecke verteilt und die Rennleitung beschloss eine Full-Course-Yellow Phase auszurufen, um die Strecke zu säubern.
Bilder: WEC-Magazin (Walter Schruff)