Ferrari holt dramatischen Sieg in Le Mans

Ferrari bei der Siegesfeier nach dem Rennen

Ferrari hat im dramatisch umkämpften 24-Stunden-Rennen seinen zweiten Le Mans-Sieg in Folge eingefahren.

Der Ferrari 499P mit der Startnummer 50 (Antonio Fuoco, Miguel Molina und Niklas Nielsen) setzte sich mit nur 14 Sekunden Vorsprung gegen den Toyota #7 (José Maria López, Kamui Kobayashi und Nyck de Vries) durch. Dritter wurde das Siegerauto des letzten Jahres, der #51 Ferrari von James Calado, Alessandro Pier Guidi und Antonio Giovinazzi. Die beiden Werks-Porsche und der Schwester-Toyota rundeten die Top sechs ab.

Der Start des Rennens in Le Mans

Porsche, Ferrari und Toyota dominierten das Rennen

Kévin Estre im Porsche 963 #6 setzte sich gleich zu Beginn an die erste Stelle bislang größten Feldes der Königsklasse. Cadillac und die beiden Werks-Ferraris folgten dicht dahinter. Estre wurde am Ende der ersten Runde vom Ferrari mit der Startnummer 50 überholt, nachdem der Däne Niklas Nielsen einen schnellen Start hingelegt hatte.

Schnell wurde klar, dass sowohl Ferrari als auch Porsche beim Langstreckenklassiker 2024 ein starkes Tempo vorlegen würden. Aber auch Cadillac und Toyota waren in den ersten Stunden des Rennens gut unterwegs.

Zu Beginn des Rennens blieb es trocken, doch nach 90 Minuten zog der erste von vielen Schauern über den Kurs. Die wechselhaften Bedingungen machten die Wahl der richtigen Strategie zu einem Albtraum für die Teams. Viele von ihnen waren im Laufe des 24-Stunden-Rennens phasenweise mit den falschen Reifen unterwegs.

Der Ferrari #83

Der Ferrari #83 auf dem Weg zum Sieg in Le Mans

Während des ersten Regenschauers setzten beide Ferraris auf eine abweichende Strategie. Dadurch verlor das Team viel Zeit auf Trockenreifen, während andere auf Regenreifen wechselten. Diese Entscheidung verschaffte der Startnummer 83 (Robert Kubica, Robert Shwartzmann und Yifei Ye) einen Vorsprung. Nach sechs Stunden Rennzeit betrug dieser schon knapp eine Minute.

Kurz darauf wurde der Führende in den ersten größeren Zwischenfall mit einem der Hypercars verwickelt. Als Kubica von Dries Vanthoor (BMW #15) in der Mulsanne-Kurve herausgefordert wurde, wich er nach rechts aus und berührte den Belgier. Der BMW mit der Startnummer 15 drehte sich in die Leitplanken und schied aus. Kubica wurde wegen des Vorfalls mit einer 30- Sekunden-Strafe belegt, wodurch die #83 die Führung verlor.

Der Unfall löste die erste von drei Safety-Car-Phasen aus, da der Schaden an der Leitplanke repariert wurde. Nach 90 Minuten Safety Car wurde das Rennen um Mitternacht Ortszeit wieder aufgenommen, als ein weiterer Regenschauer über die Strecke ging.

Cadillac und Porsche

Toyota und Porsche im Zweikampf

Nach dem Rückschlag für Ferrari waren es die Toyotas und die Werks-Porsche, die zu dominieren begannen. Nach acht Stunden führte der #8 Toyota GR010 Hybrid (Sébastien Buemi, Brendon Hartley und Ryo Hirakawa) vor dem Porsche #6.

Die #8 und die #6 verbrachten die meiste Zeit des Abends im Gleichschritt und kamen in den frühen Morgenstunden meist in derselben Runde an die Box. Allein die geringfügigen Unterschiede in der Strategie (ob es sich um reine Tankstopps oder einen kompletten Service handelte) sorgten dafür, dass die Abstände schwankten.

Safety Car durch Starkregen lange im Einsatz

Der nächste Regenschauer setzte um 3:30 Uhr Ortszeit ein, und dieses Mal war der Niederschlag deutlich stärker als zuvor. Obwohl es auf der Strecke zu keinen nennenswerten Zwischenfällen kam, wurde das Rennen mit dem Safety Car neutralisiert.

Die Bedingungen blieben mehrere Stunden lang unverändert. Trotzdem entschied sich die Rennleitung weiterhin unter Safety-Car-Bedingungen zu fahren und nicht unter roter Flagge. Insgesamt dauerte die Safety-Car-Phase über 4 Stunden und brachte das Rennen ins Tageslicht.

Achtstündiges Sprintrennen bis ins Ziel

Da sich das Feld hinter dem Safety-Car einreihte, wurde das Rennen acht Stunden vor Schluss neu gestartet. Zu diesem Zeitpunkt war der Toyota GR010 Hybrid mit der Startnummer 8 der Favorit. Buemi, Hirakawa und Hartley absolvierten ihre Stints in gleichmäßigen Abständen.

Der Porsche mit der Startnummer 6 blieb in Schlagdistanz zum führenden Toyota, und auch Ferrari kämpfte sich wieder heran, da die Autos mit den Startnummern 50, 51 und 83 fehlerfrei unterwegs waren. Das Unglück ereilte dann aber die #83, die wegen eines Hybridproblems an die Box musste und gut vier Stunden vor Rennende vorzeitig ausschied.

Als sich das Rennen dem Ende zuneigte, wurde der Toyota mit der Startnummer 8 nach einer beherzten Leistung von Kobayashi, López und de Vries durch das Schwesterauto an der Spitze des Feldes abgelöst. Die beiden begannen, sich zusammen mit dem Porsche #6 und den Ferraris #50 und #51 vom Rest des Feldes abzusetzen. Der Cadillac mit der Startnummer 2, der eine andere Strategie als die übrigen Fahrzeuge verfolgte, war ebenfalls noch im Rennen um die Spitze.

Obwohl sich noch neun Fahrzeuge in der Führungsrunde befanden, schien es wahrscheinlich, dass der Sieger aus den ersten sechs Fahrzeugen hervorgehen würde.

Ein Dreikampf für die Ewigkeit

Die Fans erlebten dann einen der spektakulärsten Kämpfe um die Führung seit langem, bei dem die Führenden nur durch eine Handvoll Sekunden getrennt wurden. In einem der Schlüsselmomente des Rennens berührte der Ferrari #51 dann in der Mulsanne-Kurve den Toyota #8 und schickte Fahrer Brendon Hartley in einen Dreher. Durch den Zeitverlust wurde der Toyota aus dem Rennen genommen. Die anschließende Fünf-Sekunden-Strafe für den Wagen mit der Startnummer 51 machte dessen Hoffnungen auf den Sieg zunichte.

Somit musste der Toyota mit der Startnummer 7 gegen den Ferrari mit der Nummer 50 um den Sieg kämpfen. Da weiterer Regen die Strecke feucht machte, hatte José María López als Fahrer der #7 einige Momente abseits der Strecke. Er versuchte, das Auto mit der #50 zu überholen, während sich die Uhr weiterdrehte.

Ein Drama ereignete sich dann für den Ferrari, als die Tür auf der rechten Seite des Autos nach einem Boxenstopp nicht richtig verschlossen wurde. Trotz der Versuche von Fahrer Niklas Nielsen, sie zu schließen, musste das Auto außerplanmäßig an die Box kommen. Diese Zusatzstopp änderte den Tankrhytmus vom Ferrari und sorgte eröffnete ungewollt eine bessere Ausgangslage für den Sieg.

Durch Ferraris Probleme ging die Führung zunächst an Toyota. López wusste aber, dass er vor der Zielflagge noch einmal an die Box musste. Da sich Nielsen im Energiesparmodus befand, bestand die Chance, dass López die rund 45 Sekunden aufholen konnte. Das war ein hartes Stück Arbeit für den Argentinier und am Ende war das Glück auf Seiten von Ferrari.

Ferrari holt seinen 11. Sieg in Le Mans

Niklas Nielsen hatte seinen letzten Stint perfekt getimt und überquerte die Ziellinie mit nur noch 2 % verbleibender Energie und 14 Sekunden Vorsprung vor dem starken Toyota. Für Ferrari war es der zweite Sieg in Folge bei den 24 Stunden von Le Mans und der 11. insgesamt.

Toyota wurde zum zweiten Mal in Folge Zweiter und wird sich fragen, was möglich gewesen wäre, nachdem die Berührung mit der Nummer 51 die Hoffnungen von Hartley, Buemi und Hirakawa zunichte machte. Trotz aller Bemühungen vom Porsche #6 schaffte es der Ferrari #51 als Dritter ins Ziel und bescherte dem „Prancing Horse“ einen zweiten Podiumsplatz und wichtige Punkte im Kampf um die Weltmeisterschaft.

Der Toyota mit der Startnummer 8 kam auf Platz 5 ins Ziel, gefolgt vom Porsche mit der Startnummer 5 auf Rang 6. Cadillac kam auf Position 7 ins Ziel, dicht gefolgt von den Porsches mit den Startnummern 12 und 38 des Hertz Team Jota. Alle neun Fahrzeuge kamen in der ersten Runde ins Ziel (ein neuer Rekord für dieses Rennen).

Eindrucksvolle Debütanten in Le Mans

Was ist mit den anderen Hypercar-Teilnehmern? Lamborghini hat seinen ersten Auftritt in der Topklasse von Le Mans mit den Plätzen 10 und 13 eindrucksvoll beendet. Zwischen den beiden SC63 befanden sich die beiden Peugeot 9X8, die ein weiteres Mal schwierige 24 Stunden zu überstehen hatten.

Der Isotta Fraschini #11 kam auf Platz 14 ins Ziel, was als Erfolg für das neue Team gewertet werden darf. Der Tipo 6-C hatte keine größeren Probleme oder Zwischenfälle und kam mit 9 Runden Rückstand auf die Spitze ins Ziel.

Alpine hatte zwei Motorschäden zu beklagen, obwohl sie während des Rennens zeitweise ein gutes Tempo vorlegten. Zunächst blieb Ferdinand Habsburg in Arnage liegen, als sich der Motor seines LMDh-Boliden nach viereinhalb Stunden mit einer dramatischen Rauchwolke verabschiedete. Eine Stunde später kam das Aus für das Auto mit der Startnummer 36 wegen eines scheinbar ähnlichen Problems.

Auch BMW musste bei seiner Rückkehr in die Königsklasse in Le Mans zum ersten Mal seit 1999 ein doppeltes DNF hinnehmen. Der M HYBRID V8 mit der Startnummer 15 schied aus, nachdem er vom Ferrari mit der Startnummer 83 gerammt worden war, während das “ Art Car “ mit der Startnummer 20 im Laufe des Abends an die Box kam und nicht mehr auf die Strecke zurückkehrte.

Siege für United Autorsports und Manthey Racing

United Autosports holte sich den Sieg in der LMP2-Kategorie, wobei der Oreca mit der Startnummer 22 rund 20 Sekunden vor dem amtierenden Meister mit der Startnummer 34 von Inter Europol ins Ziel kam. Der erfahrene Brite Oliver Jarvis zeigte an der Seite der jungen Amerikaner Nolan Siegel und Bijoy Garg eine hervorragende Leistung und holte einen denkwürdigen Sieg für die britische Mannschaft.

Beim ersten Auftritt der LMGT3-Kategorie in Le Mans holte Manthey Racing den Sieg. Der 911 GT3 R mit der Startnummer 91 von Yassir Shahin, Morris Schuring und Richard Lietz sicherte sich den Sieg nach einem harten Kampf gegen die BMWs und Fords. Zweiter wurde das #31 Team WRT mit Darren Leung, Sean Gelael und Augusto Farfus.

Alle Geschehnisse im chronologischen Verlauf gibt es in unserem Ticker zum nachlesen. Eine vollständige Liste der Endergebnisse gibt es hier.

Bilder © Walter Schruff / Maksym Lobachov