Ein Blick ins Racing Team Nederland

Das Racing Team Nederland
Das Racing Team Nederland

Das Racing Team Nederland gilt als heimliche Nationalmannschaft der Niederlande. Unser Fotograf Ton gibt einen Einblick in dieses ganz besondere Team.

Die Niederländer spielen im Motorsport eine wichtige Rolle, finden zwischen den größeren Nationen jedoch viel zu wenig Beachtung. Für unseren niederländischen Fotograf Ton war es daher eine Herzensangelegenheit sich beim Racing Team Nederland umzuschauen und wichtige Fragen zu klären.

Wer schon immer einmal wissen wollte, wie der Name zustande kam, warum das Fahrzeug nicht Orange ist und ob wirklich alle Teammitglieder Niederländer sind, sollte hier weiterlesen.

Ein Team für die Niederlande

„Der Hauptgrund für den Einstieg in die LMP2 war die Möglichkeit, ein unglaublich schnelles Fahrzeug in einer Meisterschaft in Europa zu fahren. Ich wollte sehen, wie wettbewerbsfähig wir als rein niederländisches Team sein können. Ich bin schon seit langer Zeit im Motorsport aktiv, aber noch nie war ich in so lange Teil von etwas wie der LMP2“, so Frits van Eerd.

„Von Grund auf sind wir ein Team aus den Niederlanden und wollten seit jeher so ‚niederländisch wie möglich‘ sein. Inzwischen haben wir sogar drei niederländische Fahrer. Anfangs in der ELMS (und in Le Mans) hatten wir Rubens Barrichello an Bord. Später stieß Jan Lammers dazu und da waren wir schon zwei Niederländer. Heute besteht unser Trio aus mir, Guido van der Garde und Nyck de Fries.“

Das Racing Team Nederland
Nyck de Fries (links), Frits van Eerd (mittig) und Guido van der Garde (rechts).

„Es gab mal ein Racing Team Holland, wo ich beteiligt war, doch das war etwas völlig anderes. Viele Leute wollten, dass ich diesen Namen neu aufleben lasse, doch das finde ich unpassend, da dieses Projekt etwas Neues war. Hierbei handelt es sich um mein eigenes privates Team. Deshalb haben wir es schließlich auch Racing Team Nederland getauft und nicht Racing Team Holland oder Racing Team Jumbo. Ich stehe als Privatperson hinter dem ganzen Projekt und keine Firma.“

Verwunderlich ist für viele Fans jedoch die gelb-schwarze Farbgebung des Teams. Traditionell zeigen sich die Niederländer gerne in Orange. Doch das ist hier etwas anders, wie der Teambesitzer Frits van Eerd verrät:

„Die Farbkombination ist eine Hommage an das Minardi F1-Team. Ich besitze selbst einen Wagen der Mannschaft und kenne Giancarlo Minardi auch persönlich. Das ist der Grund warum ich mich für gelb-schwarz und gegen orange entschieden habe.“

Der Traum vom Heimrennen

Die Verbindung zur Heimat zeigt sich bei Frits van Eerd nicht nur in Form des eigenen Teams. Auch auf den Kurs in Zandvoort angesprochen zeigt sich der Unternehmer motiviert: „Die Formel 1 kehrt nach vielen Jahren endlich zurück nach Zandvoort. Es ist für die niederländischen Fans etwas ganz besonderes!“

„Doch warum sollte nicht auch die WEC dort in Zukunft ein Rennen veranstalten? Ich denke wir müssen die Idee viel weiter vorantreiben. Für uns als niederländisches Team wäre es eine großartige Kombination und ich hoffe, dass wir in naher Zukunft auch zu Hause beweisen könnten, was in uns steckt.“

Das Erfolgsgeheimnis des Racing Team Nederland

Es gibt nur wenige Neueinsteiger, die sich so schnell in der LMP2-Klasse etablieren konnten wie das Racing Team Nederland. Doch macht der Fokus auf die Niederlande allein das Erfolgsgeheimnis aus?

„Es sind viele Faktoren, die am Ende zum Erfolg beitragen. Ähnlich ist das auch in unserem Team. Es steht und fällt alles mit Frits, er ist die treibende Kraft hinter dem ganzen Projekt. Unser Erfolg in dieser Saison ist nicht zuletzt durch Ihn begründet, da er nie aufgegeben hat und in den ersten beiden Jahren trotz aller Niederlagen immer an das Projekt glaubte“, erklärt Teamchef Mark Kunse.

„Als wir im Dallara gestartet sind, lernten wir alle sehr schnell. Doch das Fahrzeug war nie so gut zu fahren wie der Oreca. Besonders für Fritz als Bronzefahrer war der Dallara oft unberechenbar. Der Wechsel im letzten Jahr wahr für unser Team jedoch eine noch größere Herausforderung. Wir hatten viele Mitarbeiter, die hart am Dallara geschraubt haben und viel Expertise dort vorweisen konnten. Doch mit dem Wechsel hin zum Oreca brauchten wir eine Menge neues Know-how und mussten daraufhin unser ganzes Team neu aufstellen.“

Das Racing Team Nederland
Der neue Oreca 07 des Racing Team Nederland.

„So ein Team-Umbau ist nie leicht und kann sich in beide Richtungen entwickelten. Doch der Grund für diese Entscheidung ist recht einfach erklärt: ‚Je besser dein Auto auf das Rennen vorbereitet ist, umso weiter oben kannst du mitfahren. Hast du ein schlechtes Auto verlierst du.‘ Gerade bei einem neuen Wagen wie dem Oreca ist das Wissen im Umgang essenziell.“

„TDS macht hier einen hervorragenden Job und half uns sehr durch diese schwierige Phase. Hinzu kommen Guido und Nyck, die fahrerisch auf einem extrem hohen Level unterwegs sind und das Auto stetig verbessern. Alle Faktoren ergänzen sich perfekt und ich denke, das macht unser Erfolgsgeheimnis aus. Der Meilenstein, der das beweist, kam mit den 6 Stunden von Fuji. Als erstes LMP2-Team mit einem Bronzefahrer konnten wir ein WEC-Rennen in dieser Klasse gewinnen!“

Neue Unterstützung aus Frankreich

Durch den Team-Umbau ist aus dem rein niederländischen Team etwas Neues entstanden. Im Herzen, der DNA des Teams und nach außen hin bleibt es eine Mannschaft, die so niederländisch wie möglich sein will. Doch der technische Part kommt aus Frankreich, vom Partner TDS wie der Teamchef erklärt:

„Als wir die Entscheidung trafen zum Oreca 07 zu wechseln, suchten wir zeitgleich den idealen Partner im Umgang mit dem Fahrzeug. In unserem Gespräch mit TDS wurde schnell klar, dass sie sehr gute Fähigkeiten haben und mit Fahrern aus unterschiedlichen Einstufungen bestens umgehen können.“

„TDS ist verantwortlich, das beste aus den Daten herauszuholen. Sie halten Rücksprache mit den Fahrern und Mechanikern, um das Setup zu verbessern. Man kann also sagen die Unterstützung aus Frankreich macht einen wichtigen Teil im Racing Team Nederlands aus.“

Das Interview führt Ton Kerdijk.
Bilder © WEC-Magazin