Der Beginn der Super Season 2018/19 stellt so etwas wie einen Neubeginn in der Geschichte der FIA WEC dar. Der Verlust von Audi und Porsche in den letzten beiden Jahren zwang die Leitung der Rennserie ihr Konzept für die Spitzenklasse LMP1 neu zu überdenken. Doch das diese Bemühungen so zeitig bereits Früchte tragen hätte kaum einer erwartet. Neun Teilnehmer sind bereits bestätigt bzw. stehen kurz vor einer finalen Entscheidung, so viele wie noch nie zu vor in der Kategorie.
Die größte Frage nach dem Rückzug von Hauptgegner Porsche im vergangenen Jahr war: Steigt Toyota auch aus oder gibt es eine Fortsetzung? Entgegen vieler Spekulationen bestätigte Toyota Gazoo Racing kürzlich den Einsatz von zwei Fahrzeugen in der Saison 2018/19. Während Mike Conway, Kamui Kobayashi und José Maria López den Wagen mit der Startnummer sieben pilotieren, greift Formel 1-Pilot Fernando Alonso gemeinsam mit Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima ins Steuer der Nummer acht.
Zwei weitere Fahrzeuge bestätigte Rebellion Racing in Dezember 2017. In der vergangenen Saison wechselte die Mannschaft in die LMP2-Kategorie und sicherte sich dort den Fahrer- und Teamtitel. Nach einjähriger Abwesenheit gibt es nun die Rückkehr in die Topklasse mit einem spitzen Aufgebot an Fahrern. Neben den bisherigen Porsche-Piloten André Lottere und Nebel Jani werden die amtierenden LMP2-Champions Bruno Senna und Matthias Beche sowie die Nachwuchstalente Thomas Laurent und Gustavo Menezes für die Schweizer ins Rennen gehen.
Es wird spekuliert, dass Rebellion einen Motor verwendet, der von der Volkswagen Gruppe geliefert wird – also von Audi, Bentley, Porsche oder Lamborghini. Das Auto wird Anfang März auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt. Das Chassis soll eine Weiterentwicklung des erfolgreichen R-One-Chassis von 2014 werden, welches von Oreca gefertigt wurde. Ein neuer Name in der LMP1 lautet Ginetta. Der britische Autohersteller hat für die Super Season 2018/19 ein brandneues Fahrzeug gefertigt, den Ginetta G60-LT-P1. Bis jetzt ist bekannt, dass Manor TRS Racing ein Fahrzeug von diesem Typ einsetzen wird. Nach Angaben von Ginetta wurden zudem drei weitere Prototypen verkauft. Aktuell ist aber noch unklar, ob eines dieser Fahrzeuge bereits in der neuen Saison eingesetzt wird.
Der russische Hersteller BR Engineering hat ebenfalls ein Auto nach dem Regelwerk entwickelt, den BR1, welcher Ende 2017 bei den sechs Stunden von Bahrain vorgestellt wurde. Das Chassis stammt vom italienischen Hersteller Dallara. Mindestens drei dieser Prototypen sollen in den kommenden beiden Jahren eingesetzt werden. Zwei davon werden in den Händen von SMP Racing liegen, welche auf einen 2,4-Liter-V6-AER-Motor setzen.
Die Fahrer Vitaly Petrov und Mikhail Aleshin bilden dabei die Speerspitze des Programms. Es ist zu erwarten, dass beide Fahrzeuge mit einer vollständig russischen Fahrerbesetzung antreten werden. Die Leitung des Einsatzes wird vom französischen Team ART Grand Prix übernommen, das bereits viel Erfahrung im Umgang mit Einsitzern von Dallara, wie den Formel-2 und GP3-Fahrzeugen, besitzt.
Auf dem dritten BR1-Chassis startet DragonSpeed Racing, das seit einigen Jahren in der European Le Mans Series und bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start geht. Das Team wird den Sprung in die LMP1-Klasse mit den Fahrern Henrik Hedman und Ben Hanley wagen. Beide sind in der vergangenen ELMS-Saison für das Team gefahren. Im Gegensatz zum SMP-Fahrzeug setzt DragonSpeed auf einen Motor vom Hersteller Gibson.
Auch wenn es noch nicht offiziell bestätigt wurde, kann davon ausgegangen werden, dass ByKolles Racing wieder in die LMP1-Klasse zurückkehren wird. Mitte 2017 war das Team vorzeitig ausgestiegen, um sich auf die Entwicklung des diesjährigen Autos zu konzentrieren. Die Mannschaft hat den CLM P1/01 NISMO den ganzen Herbst über getestet. Oliver Webb absolvierte umfangreiche Testfahrten auf mehreren Rennstrecken, darunter der Hungaroring, Almería und Aragón.
Die vollständige WEC- und Le Mans-Starterliste wird am 9. Februar in Paris vorgestellt.
Bilder © Ginetta & WEC-Magazin / Ton Kerdijk