Wenn man in der Geschichte von Le Mans zurück schaut, entdeckt man eine Vielzahl britischer Fahrer, welche sich beim legendären 24 Stunden Rennen versuchten. Ein Name, der dabei besonders hervor sticht, ist der von Derek Bell. Der Bauernjunge aus Pagham prägte die Ära der Gruppe C nicht nur mit seiner ganz besonderen Verbindung zur Marke Porsche, sondern auch durch einige spektakuläre Rennen.
Als der junge Brite 1968 sein Formel 1 Debüt für Ferrari in Monza gab, dauerte es nicht lange bis das Team sein Talent erkannte und ihn zwei Jahre später in deren Le Mans Programm beförderte. Zusammen mit Ronnie Pietersen ging er für den italienischen Wagenbauer an den Start, musste jedoch nach nur 39 Runden den Ferrari vorzeitig aus dem Rennen nehmen. Trotz des Ausfalls war Le Mans 1970 für ihn ein großartiges Rennen, da er eine Rolle im neuen Film von Steve McQueen bekommen hatte, welcher diesen während und nach dem Rennen drehte. Als einer der Fahrer im Film „Le Mans“ musste er einen Porsche 917 fahren. Dies stand zwar im Konflikt mit seinem Arbeitgeber Ferrari, dennoch ließ er sich auf das Abenteuer ein. Es war die erste Begegnung von Derek Bell mit Porsche und sollte dafür sorgen, dass er in den folgenden Jahren für die Stuttgarter an den Start gehen sollte.
Jeder Fahrer der einmal in Le Mans angetreten ist muss lernen, dass auf dem Kurs an der Sarthe eigene Regeln herrschen. Der Spruch „Le Mans gewinnst du nicht, es lässt dich gewinnen“ bringt deutlich zum Ausdruck, wie schwer es sein kann überhaupt das Ziel zu erreichen. Eine ähnliche Situation war es in den 70er Jahren für Derek Bell. Erst im Jahr 1972 schaffte er es mit seinem Ferrari 365 erstmals die Zielflagge zu sehen und landete auf Gesamtrang acht. So recht glücklich war Ferrari nicht mit den Leistungen der Folgejahre und so kam es schließlich im Jahr 1975 zum Wechsel zu Porsche. Zusammen mit dem Belgier Jacky Icky bildete er sehr gut funktionierendes Duo und schaffte es erstmals in seiner Karriere die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen. Trotz des Erfolgs dauerte es bis zum Jahr 1980 als beider wieder zusammen in den Wagen stiegen und erneut einen Le Mans Sieg einfahren konnten.
Nach dem zweiten Sieg war beiden klar, dass die Leistung von 1975 keine einmalige Leistung war und sie zusammen viel erreichen konnten. Bell war inzwischen Porsche-Werksfahrer und zusammen mit Ickx und dem neuen 956 sollten sie die Gruppe-C Ära zu etwas ganz besonderen machen. Im Jahr 1982 feierte der Rothmans Porsche 956 sein Le Mans Debüt und das Duo Bell / Ickx schaffte es nicht nur auf Anhieb die Pole-Position zu holen, sondern das ganze noch in einen Start-Ziel-Sieg zu verwandeln. Nach dem das Porsche Werksteam im Jahr 1984 das Rennen aufgrund der neuen Benzin-Vorgaben boykottiert hatte, bekam Derek Bell im Folgejahr den Deutschen Hans-Joachim Stuck als Partner an die Seite gestellt.
Das neue Duo Bell / Stuck feierte zusammen mit dem neuen Porsche 962 die Le Mans Premiere. Erneut schaffte es der Brite mit einem neuen Fahrzeug auf Anhieb die Pole zu holen. Doch diesmal verlief das Rennen nicht nach Vorstellung und man musste sich mit dem dritten Platz zufrieden geben. Trotz dieser Niederlage lief das Fahrzeug sehr gut auf der Strecke und Bell kam sehr gut mit seinem neuen Teamkollegen zurecht. Als Resultat dieser guten Zusammenarbeit schafften es die beiden im selben Jahr, ihren ersten Weltmeistertitel in der WSC zu holen. Nach diesem guten Start als Team waren auch die Folgejahre gewinnbringend und neben den Le Mans Siegen von ’85 und ’86 folgte auch noch ein zweiter WSC-Titel für Bell im gleichen Jahr.
Im Jahr 1988 fuhr Derek Bell das letzte mal für das Porsche-Werksteam in Le Mans. Auch wenn er den Sieg nur knapp verpasste, so konnte er sich doch auf ewig einen Platz in der Gesichte sichern. Zusammen mit Porsche schaffte er es zwischen 1981 und 1988 jedes mal auf das Podium. Die Zeit der Gruppe C war eine der spannendtsen Epochen in der Geschichte von Le Mans. Jedes Jahr kämpften die Teilnehmer auf solch einem hohen Niveau, dass es fast schon Unwirklich erscheint, wie konstant Bell, seine Teamkollegen und die Fahrzeuge wahren.
Nach seinem Ende als Werksfahrer konnte er dennoch nicht los lassen und so kam es, dass er über 90er Jahre immer wieder für Privat-Mannschaften an den Start ging. Irgendwann kommt aber für jeden Fahrer der Zeitpunkt, wo man sich von der aktiven Teilnahme zurückziehen muss. Auch ein Ausnahmetalent wie Derek Bell musste einsehen, dass er nicht mehr der jüngste war und so nahm er einen Job bei Bentley an. Zusammen mit dem britischen Autobauer entwickelte er einen neuen Prototypen, welcher im Jahr 2003 an den Start ging. Die Bentley-Piloten holten den ersten Sieg für das Team gleich beim Debüt. Für Bell war es der erste Erfolg in Le Mans als Fahrzeugentwickler.
Bildquelle: WEC-Magazin (James Clarke)