Der unglaubliche Sieg des dritten Porsche

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Gestern Nachmittag um 15 Uhr Ortszeit war es vollbracht, dass Trio im Porsche Nummer 19 holte den 17. Le Mans Gesamtsieg für den Stuttgarter Sportwagenbauer. Das Wochenende des 13. / 14. Juni 2015 gehört zu einem dieser Momente in dem eine neue, unglaubliche Geschichte geschrieben wurde.

Beim 83. Rennen an der Sarthe schaffte es Porsche nach Jahren der Audi-Dominanz endlich wieder einen Sieg zu holen. Bereits zu Beginn des Trainings war klar, dass es der Titelverteidiger Audi nicht einfach haben wird, da Porsche wie schon in den Rennen zu vor einen sehr gute Performance ablieferte. Im ersten Qualifying unterboten die Stuttgarter nicht nur ihre Vorjahreszeiten, sonder auch gleich noch den bisherigen Streckenrekord, welcher die Poleposition einbrachte. Die Ausgangslage hätte besser nicht sein können, als Porsche von den ersten drei Startplätzen ins Rennen ging.

Nachdem im letzten Jahr beim Le Mans Comeback beide Fahrzeuge kurz vor Schluss das Ziel nicht mehr erreichten, wollte man 2015 vieles besser machen und beschloss einen zusätzlichen 919 einzusetzen. Ähnlich wie bei den Hauptwagen #17 und #18 war schnell klar, dass zwei der drei Piloten aus dem Porsche-Kader stammen sollten und man wurde mit Nick Tandy und Earl Bamber schnell fündig. Beide verfügte bereits über erste Langstrecken-Erfahrung und waren bereits Teil der Familie. Um die dritte Stelle zu besetzen, holte man sich wie bei der Zusammenstellung der anderen beiden Trios Hilfe von außerhalb. Der Force India Pilot Nico Hülkenberg pflegte bereits seit vielen Jahren eine Leidenschaft für die Marke Porsche und so kam es, dass man ihn ins Boot holte.

Nach dem sich das neue Trio in Spa-Francorchamps erstmals zusammen im Auto platz nahm, folgte am vergangenen Wochenende in Le Mans gleich die Härteprobe. Auch wenn alle drei Fahrer auf ihren bisherigen Karrierewegen viel Erfahrung sammeln konnten, so haben sie noch nie Gemeinsam einen Le Mans Prototypen über solch eine lange Distanz gesteuert. Gleich zu Beginn des Rennens zeigte sich dies, als die Nummer 19 nach nur drei Runden von allen Audi-R18 überholt wurde. Nach einem ersten Boxenstopp wenig später lag der Porsche noch immer auf der sechsten Position. In den nächsten Stunden blieb das Bild unverändert: Während die Audi mit den beiden Porsche #17 und #18 um die Führung kämpften, blieb den Piloten der #19 meist nicht viel übrig als Schritt zu halten und die Position zu sichern.
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Kurz vor Mitternacht kam es dann zur unerwarteten Wende. Durch eine Stop-and-go-Strafe wurde der bisherige Favorit des Rennens, die Nummer #17 mit Webber, Hartley und Bernhard, auf die vierte Position zurück geworfen. Der zweite Porsche mit der #18 war durch blockierende Bremsen zuvor am Eingang zur Mulsanne-Geraden in die Streckenbegrenzung gerutscht und musste sich eine neue Nase holen, dass verschlug den Wagen auf die fünfte Position. Durch diese beiden Hindernisse und eine gute Boxen-Strategie schaffte es der Rookie-Porsche nun erstmals die Spitze des Feldes zu übernehmen.

Über die Morgenstunden des zweiten Renntages hinweg konnte sich das neue Trio an der Spitze halten und einen Führungskilometer nach dem anderen sammeln. Während die #18 weiterhin mit einer sensiblen Bremse zu kämpfen hatte, schloss die #17 wieder zur Spitzengruppe auf. Auch bei Audi musste man mit einigen Problemen kämpfen und so erreichte man nur kurze Zeit später einen Punkt, wo sich eine Gruppe aus potentiellen Titelanwärtern bildete. Neben dem Porsche #19 auf Platz 1 und der #17 auf Position drei, waren aus dem Audi-Lager noch die Nummer 9 auf Platz 2 und die #7 auf der 4 unter normalen Bedingungen in der Lage das Rennen zu gewinnen.11406117_1125049107511212_2672614146997222006_o
Auch im weiteren Verlauf des zweiten Renntages schaffte es der Porsche #19 sich wie durch ein Wunder vorne zu halten. Während hinter ihm regelmäßig die Verfolger sich das Leben schwer machten, konnte das Rookie-Fahrzeug zur Mittagsstunde seinen Vorsprung weiter ausbauen. Auf der zweiten Position hatte inzwischen der rote Porsche mit der #17 eine feste Position gefunden und hielt nun den Rücken frei, damit der Audi #7 nicht weiter nach vorne kam. Am Ende vollbrachten Nico Hülkenberg, Earl Bamber und Nick Tandy das unglaubliche. Das jüngste und unerfahrenste LMP1-Trio im Feld schafft es die 24 Stunden von Le Mans vor den eigentlich favorisierten Teamkollegen in der #17 zu gewinnen.

Bei seiner Zieleinfahrt sagte Nico Hülkenberg im Boxenfunk: „Jungs, wir haben gerade Geschichte geschrieben“. Er hat Recht, denn das 83. Rennen von Le Mans ist etwas ganz besonderes. Es ist die unglaubliche Geschichte des Rookie-Porsche, welcher als Zusatzfahrzeug ins Rennen ging und am Ende alle Beteiligten alt aussehen ließ.

Bilder: WEC-Magazin (Walter Schruff / James Clarke)