Der Nissan-Ausstieg und seine Folgen

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Die Pressemeldung von Nissan am gestrigen Abend war ein Schock für die gesamte WEC. Zum ersten mal in der Geschichte der WEC zieht sich ein Werksteam aus der LMP1 zurück. Nach dem erfolgreichen Start im Jahr 2012, bekommt die Erfolgsgeschichte erstmal einen Dämpfer. Die Frage die jetzt im Raum steht ist, welche Folgen hat die Entscheidung von Nissan für die WEC?

In den vergangenen Jahren kannte die WEC nur eine Richtung, nach oben. Jedes Jahr zeigten neue Hersteller Interesse an der Langstrecken-Serie und setzten ihre Pläne oft in die Tat um. Die junge Weltmeisterschaft verkörperte in gewisser Weise ein unerforschtes Terretorium ohne strenge Regeln und Blockaden. Bis zum gestrigen Tag hatten alle den Eindruck, dass nichts unmöglich ist.

Doch der unerwartete Ausstieg von Nissan bringt die schöne heile Welt ins wanken. Es ist das erste mal in der jungen Geschichte der WEC, das ein Werksteam sich trotz großen Budgets nicht in der Lage sieht hier langfristig zu planen. Nissan ist kein unbekannter und verfügt über viel Erfahrung im Motorsport. Der Rückzug solch einer Größe hat immer eine Signalwirkung, welche auf kurz oder lang Reaktionen hervorrufen wird.
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Ein absehbares Szenario ist das Ende der Prototypen mit Frontmotor. Es war ein gewagtes Konzept, welches Nissan Anfang diesen Jahres vorstellte und hätte durchaus Potential gehabt. Doch eine zu kurze Entwicklungsphase und fehlende Testfahrten kombiniert einer Vielzahl technischer Probleme sorgten am Ende für das scheitern in Le Mans.

Statt aus den Fehlern zu lernen und gestärkt in die neue Saison zu starten, warf man das Handtuch. Für alle bestehenden Teams ist es ein klares Zeichen das es sich nicht lohnt in diese Technologie zu investieren und auch potentielle Interessenten dürfte dies eher abschrecken.

Unvorhersehbarer ist die Signalwirkung auf die bestehenden Werksteams in LMP1 und GT-Pro. Da es in beiden Klassen bisher noch keinen Rückzug eines Werksteams gab, wollte keiner den Anfang machen. Doch da Nissan dieses Eis jetzt gebrochen hat, ist der Weg nun geebnet für eventuelle Nachfolger. Für die WEC entsteht hier eine gefährliche Situation, da der Verlust eines weiteren Werksteams die Spannung aus den Rennen nehmen würde. Auch wenn wir in der Vergangenheit Rennen mit nur zwei LMP1-Werksteams hatten, ist dies keine wünschenswerte Situation.

Während die Zukunft bei Audi und Porsche in der LMP1 sowie von Ferrari in der GT-Pro gesichert ist, bleibt bei Toyota und Aston Martin ein Fragezeichen. Beide Hersteller haben ihr Engagement zwar bis 2017 zugesichert, doch zwei weitere Jahre mit Ergebnissen wie in dieser Saison und die WEC-Projekte könnten ein schnelles Ende finden. Hoffen wir das der Verlust von Nissan eine einmalige Sache war und nicht als Negativ-Beispiel neue Mannschaften am Einstieg hindert.

Bilder: WEC-Magazin (Walter Schruff)