Auswertung: Die WM-Entscheidung in der Wüste

Beim vergangenen WEC-Lauf in Bahrain ging es heiß her. Trotz hoher Temperaturen lieferten sich alle Beteiligten ein Rennen der Extraklasse um das große Ziel der vorzeitigen Meisterschaft zu erreichen. Nach sechs Stunden voller Spannung und Ungewissheit fiel schließlich die Entscheidung, Toyota holt erstmals in der Firmengeschichte die Fahrerweltmeisterschaft auf einer Rennstrecke. Doch nicht nur für die Japaner war es ein Wochenende zum freuen, denn auch in den GT-Klassen gab es allen Grund zum feiern.
6hBahrain_AfCorse_Titel
Für den Autobauer aus Japan hätte es kaum Nervenraubender ablaufen können. Nach der verpassten Poleposition schafft es das Team nach wenigen Runden und einer gekonnten Boxenstopp-Strategie sich an die Spitze des Feldes zu setzten. Doch als man sich gerade auf der sicheren Seite wiegte, gab es einen Zwischenfall beim Tabellenführer mit der Nummer 8. Im wichtigsten Moment gab das Fahrzeug auf und der Traum vom vorzeitigen WM-Titel drohte zu platzen. Nach sage und schreibe 30 Minuten in der Box schafften es die Mechaniker die #8 wieder flott zu machen. Mit einem sechsten Platz und einigen Runden Rückstand reichte es aber für den lang ersehnten Fahrer-Titel bei Anthony Davidson und Sébastien Buemi.

Im dritten Jahr der WEC sind die zwei Toyota-Fahrer nun die dritten Weltmeister in Folge. Es ist ein beachtlicher Sieg für das Fahrerduo, welches vier von sieben Rennen in diesem Jahr für sich entscheiden konnte. Doch trotz aller Freude ist die Entscheidung in der Konstrukteurs-WM noch nicht ausgestanden. Rein theoretische besteht für den amtierenden Weltmeister Audi noch die Chance den Titel und so die Startnummer 1 zu verteidigen. Jedoch müssten die Ingolstädter aufgrund des 40 Punkte Rückstands in Sao Paulo die Poleposition holen und einen Doppelsieg einfahren. Gleichzeitig müssten beide Toyota im Rennen ausscheiden, damit die Rechnung aufgeht. Es ist schon sehr unwahrscheinlich das diese Umstände so eintreten, jedoch soll man niemals nie sagen.

FIA Weltmeisterschaftsliste für Wagenbauer
Toyota 259 Punkte
Audi 219 Punkte
Porsche 167 Punkte

Ähnlich spannende lief es in der LMGTE-Pro Wertung ab. Der AF Corse Ferrari #51 führte vor dem Rennen die Tabelle an und war nach einer guten Saison auf dem besten Weg sich vorzeitig den GT-Fahrertitel zu sichern. Der letzte verblieben Gegner in diesem Kampf war ein weiteres mal der Porsche #92. Dieser benötigte aufgrund des Rückstands einen Sieg im Rennen, um die Entscheidung auf das Saisonfinale zu vertagen. Doch die heißen Temperaturen sorgten dafür, dass der Porsche schlechter mit den Reifen zurecht kam und es am Ende nur für den fünften Platz reichte.

Für AF Corse ist es der dritte Fahrertitel in Folge. Seit dem Beginn der WEC schafften es die Italiener jedes Jahr aufs neue durch eine solide Leistung zu glänzen und sich die beiden GT-Titel zu holen. Nachdem es im letzten Jahr eng wurde und die Gefahr bestand, dass die Tabellenführer Gianmaria Bruni und Giancarlo Fisichella im Rennen ausscheiden könnten, beschloss man kurzerhand die Fahrerpaarung aufzuteilen und in jedem Pro-Fahrzeug einen Titelanwärter zu platzieren. Am Ende gewann die #51 mit Bruni und sein damaliger Teamkollege ging leer aus. Im vergangenen Rennen hielt sich das Team zurück und man setzte alles auf eine Karte. Das Glück war auf der Seite von Ferrari und das Duo Bruni / Vilander holte den dritten Fahrertitel. Trotz dieses Erfolges reichte es nicht um vorzeitig den Konstrukteurs-Titel einzufahren. Im letzten Rennen in Sao Paulo wird man sich erneut gegen die beiden Porsche 911 behaupten müssen. Zwischen beiden Herstellern sind nur 25 Punkte Differenz und ein Doppelsieg wird hier ausschlaggebend über den Titelentscheid bei den Wagenbauern sein.

FIA Meisterschaftsliste für GT-Wagenbauer
Ferrari 261 Punkte
Porsche 236 Punkte
Aston Martin 196 Punkte

Eine Kategorie tiefer kam es ebenfalls zu einer Titelentscheidung. In der GT-Am Klasse schaffte es das Dänische-Trio im Aston Martin Vantage V8 vorzeitig gleich beide Titel zu sichern. Bereits die ganze Saison zeigte sich das Team von seiner stärksten Seite und schaffte es die diesjährige Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen. Nun folgt die zweite Belohnung für die harte Arbeit mit dem Gewinn der beiden GT-Am Titel. David Heinemeier-Hansson und Kristian Poulsen konnten sich im vergangenen Rennen die Fahrerwertung sichern. Nicki Thiim befindet sich derzeit auf dem dritten Listenplatz, da er durch sein Engagement im Porschecup und den ADAC GT Masters zwei mal verhindert war. Die Auszeit bei diesen Läufen hatte zur Folge, dass er nicht mehr in der Lage war den Fahrertitel zu gewinnen. Jedoch besteht für ihn die Chance sich im Finalrennen noch die Vizemeisterschaft zu sichern. In der Teamwertung ist das Trio nicht mehr einholbar und das Schwesterauto #98 muss sich ebenfalls mit der Vizemeisterschaft zufrieden geben.

Die einzige Kategorie, wo beide Titel erst in Sao Paulo entscheiden werden ist die LMP2-Klasse. Nach der guten Ausgangssituation sorgte eine Berührung dafür, dass der G-Drive bereits in der ersten Runde in die Box musste. Durch diese Reparaturphase verloren die Russen viele wertvolle Plätze. Am Ende schaffte man es nicht die verlorene Zeit aufzuholen und es reichte nur für die letzte Position. Die Tabellenführer im SMP #27 waren ebenfalls vom Pech verfolgt. Nach einem glücklicheren Start schafften sie es sich an der Spitze mehrfach gegen den KCMG zu verteidigen. Doch 20 Minuten vor Schluss gab der Wagen der Russen den Geist auf und das Team schaffte es nicht ihn wieder flott zu bekommen. Durch das Ausscheiden verlor SMP Racing zwar die Führung in beiden Tabellen, doch die wenigen Punkte die G-Drive einfahren konnte, langen ebenfalls nicht für den vorzeitigen Titelgewinn. In Sao Paulo wird sich zeigen, welches russische Team das bessere ist und zum ersten mal in der Geschichte eine LMP-Meisterschaft unter der Weiß-Blau-Roten Flagge gewinnt.

FIA Langstreckentrophäe für LMP2-Teams
G-Drive Racing 136 Punkte
SMP Racing #27 128 Punkte
KCMG 105 Punkte
SMP Racing #37 60 Punkte

Bildquelle: FIAWEC Pressematerial