24h Le Mans 2019: Auf ein letztes Wort

Ein Rückblick auf die 24 Stunden von Le Mans

Der Staub hat sich gelegt über dem Circuit de la Sarthe und jeden von uns ergreift diese Leere bis der nächste Juni naht. Was wir bei den 24h Le Mans 2019 gesehen haben, war in vielen Dingen ein denkwürdiges Rennen. Fernando Alonso, Sébastien Buemi und Kazuki Nakajima gehen als Sieger in die Geschichtsbücher ein, auch wenn die Realität ein anderes Bild zeichnet.

Ein Rückblick auf die 24 Stunden von Le Mans

Es war jener Moment, der dieses Rennen so lange nachwirken lässt. Bis in die letzte Stunde führte der Toyota #7. Von der Pole-Position gestartet lieferte die Crew bis dahin eine fehlerfreie Leistung ab. Doch ein einfacher Technikfehler kostete die drei Fahrer den wichtigsten Sieg in ihrer Karriere. Ein herzzerreißender Moment, egal wie man es dreht und wendet.

Die Tränen in den Augen und die Trauer auf dem Podium waren echt. Es erinnerte an den Schicksalsmoment 2016, als Buemi und Nakajima damals mit Ihrer Startnummer sieben um wenige Meter den Sieg verpassten. Diesmal waren es Kobayashi, Conway und Lopez, die mit der Fairness des Sports zu kämpfen hatten, während die Teamkollegen den Champagner des Sieges kosteten.

In der Twittersphäre kursieren die verschiedensten Verschwörungstheorien zum Vorfall. Doch offen gesagt haben solche in der Debatte keinen Platz. Systemfehler gepaart mit menschlichen Fehlern brachten eine Situation hervor, die einfach passierte. Das Toyota das Rennergebnis auf diese Weise beeinflusst, ist undenkbar. Sie sind alle samt Rennfahrer mit einem tiefen Respekt vor den 24 Stunden vor Le Mans.

Nachdem die Startnummer sieben bereits letztes Jahr enttäuscht wurde und auch 2019 einen herben Rückschlag am Circuit de la Sarthe erleiden musste, dürfte die Zielsetzung für das nächste Mal klar sein. Wäre der Autor dieses Artikels ein Glücksspieler, würde er wohl sein ganzes Geld auf einen Sieg der #7 in Le Mans 2020 setzen.

Verbesserungsbedarf bei den Safety Car-Regeln

Die LMGTE-Pro Klasse zeigte eines der engsten Rennen, das wir so je in Le Mans gesehen haben. Doch ein weiteres Mal verlassen wir den Circuit de la Sarthe und müssen daran denken was hätten passieren können, wenn das Safety Car nicht vieles unterbrochen hätte.

Safety Cars sind ein unverzichtbares Element in jedem Autorennen und bei einer Strecke wie in Le Mans gleich mehrfach notwendig. Trotzdem verursacht eine unbedachte Freigabe große Zeitabstände, die einen dichten Positionskampf wie in der LMGTE-Pro zunichtemachen. Für das Problem gibt es keine einfache Lösung, das ist uns auch bewusst. Dennoch wäre ein verstärkter Gebrauch von Full Course Yellow-Phasen (FCY) und Slow-Zones (SZ) wünschenswert gewesen.

Die Sicherheit der Teilnehmer darf nie die zweite Geige spielen! Dennoch sollte es mit FCY-Phasen möglich sein, medizinische Fahrzeuge auf die Strecke zu schicken, ohne eine Gefahrensituation zu erzeugen. Profitieren würden am Ende alle im Rennen, da die bestehenden Zeitabstände innerhalb eines Feldes erhalten blieben.

Eine schnelle Lösung für das Live-Timing muss her

Für viele Langstrecken-Fans ist ein detailliertes Live-Timing nicht nur ein netter Bonus, sondern ein unverzichtbarer Bestandteil des Rennens. Nicht wenige verfolgen jedes Event mit mehr als einem Bildschirm, links das Rennen, rechts das Timing. Doch die Lösung, welche die WEC bisher anbietet, ist in viele Dingen unzureichend.

Es gibt keine Sektorzeiten, während die verwendeten Fahrzeuggrafiken unnötig groß sind und jede Möglichkeit ausschließt, alle Zeitdaten auf einem Bildschirm anzuzeigen. Dies sind Themen, die in der Vergangenheit angesprochen wurden, unter anderem im offiziellen Fan-Fragebogen der FIA WEC 2017. Leider wurden bis jetzt keine Maßnahmen ergriffen.

James Muscat‘s Live Timing Aggregator startete als Freizeit-Projekt vor etwa vier Jahren. Seitdem hat sich seine Webseite zu einer wichtigen Ressource entwickelt und das Grundverständnis geprägt, wie die Zeiten eines Rennens dargestellt werden sollten. Hierfür benutze er die hervorragenden Daten des FIA WEC-Zeitnehmers Al Kamel Systems und bereitete diese einfach aber für alle verständlich auf. Ein ähnliches Grundsystem nutzen die Teams im Rennen bis heute.

Aufgrund einer Unterlassungsanordnung schaltete Muscat seinen Dienst am Donnerstag vor den 24h Le Mans 2019 ab. Seitdem mussten die Fans ohne Ihre notwendige Ressource auskommen. Das die Daten der WEC gehören ist ohne jeden Zweifel. Doch Muscat nutze für sein Live-Timing frei im Internet verfügbare Informationen und bot sein Live-Timing ohne finanzielle Absichten nur aus Liebe zum Sport an. Ein wichtiger Baustein, der die Serie bisher am Leben erhielt, ist nun verschwunden.

Das Handeln des ACO zeigen offen gesagt einen Mangel an Respekt gegenüber der WEC-Fangemeinde. Das Fehlen eines späteren Dialogs mit Muscat und die nicht vorhandene Bereitschaft, eine Lösung zu finden oder gar seine Seite der Geschichte zu hören, war ein Schlag ins Gesicht aller. Es gibt Möglichkeiten, Probleme zu lösen und es gibt Möglichkeiten, Probleme zu lösen. In diesem Fall hat sich der ACO für keine dieser Optionen entschieden …

Viele worauf wir uns freuen können

Es wäre falsch diesen Text zu beenden ohne den Marshalls, den Helfern und den hart arbeitenden Teams ein ganz großes Dankeschön auszusprechen. Ohne diese Menschen wären die 24h Le Mans 2019 nicht möglich gewesen! Ebenso möchten wir uns beim Mobil 1 Radio Le Mans für die großartige Berichterstattung bedanken. Ohne Euch wäre Le Mans nicht das Gleiche.

Am Ende bleibt zu sagen, das die Super Season der WEC ein einmaliges Erlebnis war. So etwas gab es im Motorsport bisher kein zweites Mal gab. Was jetzt beginnt, ist nicht weniger als ein Neustart in vielen Bereichen und darauf sollten wir uns wirklich freuen. Im September startet die FIA WEC Ihre erste Saison mit einem richtigen Winterkalender. Das neue Hypercar-Reglement ist fixiert und steht ebenfalls in den Startlöchern. Es liegt eine Zeit vor uns, auf die wir uns alle freuen können!

Bilder © WEC-Magazin (Walter Schruff / Ton Kerdijk)