Saisonvorschau 2017: LMP1

Die Saison 2017 stellt für die WEC einen Schritt ins ungewisse dar. Der Verlust von Audi, einer Mannschaft die dem Sport in den letzten 20 Jahren ein Gesicht gab, traf alle Beteiligten wie ein harter Schlag. Die LMP1-Klasse steht nun vor einer schwierigen Zeit und niemand weiß so recht wo es in diesem Jahr hingehen wird. 

Erstmals seit der Saison 2013 geht die LMP1-Klasse mit nur zwei Werksteams an den Start. Der amtierende Weltmeister Porsche tritt gegen Toyota an, den Champion von 2014. Auch bei den Privatteams gab es Verluste zu verzeichnen. Nach vielen konkurrenzlosen Jahren zog Rebellion Racing die Reißleine und wechselte für 2017 in die LMP2. Zurück bleibt das Team ByKolles als Einzelkämpfer unter den Privateers.

Trotz sinkender Teilnehmerzahlen verspricht die Saison 2017 Spannung pur. Anpassungen im Reglement und neue Fahrzeuge mischen die Karten neu und bereits beim Prolog in Monza war dieses neue Kräfteverhältnis zu sehen. Größter Knackpunkt könnte die veränderte Reifenvorgabe werden. Die Teams müssen aufgrund geänderter Stückzahlen öfter Doppel-Stints fahren als noch im vergangenen Jahr. Dies könnte Toyota zugute kommen, denn die Fahrzeuge der Japaner waren bisher immer besonders sorgsam mit den Slicks.

Porsche Team

Porsche 919 Hybrid
Porsche V4 Turbomotor (2,0 Liter / Benzin / Lithium-Ion Akku)

#1 – Neel Jani, André Lotterer, Nick Tandy
#2 – Brendon Hartley, Timo Bernhard, Earl Bamber

Auch in der Saison 2017 setzt das Porsche Team auf die weiterentwickelte Version seines 919 Hybrid. Mit neuen Fahrerpaarungen geht die Werksmannschaft als Titelverteidiger ins Rennen, um sich den dritten WM-Titel in Folge zu sichern. Der neue 919 Hybrid besitzt zwei separate Hybrid-Systeme, welche Energie durch die Bremsen und die Abgase gewinnen. Budget-Kürzungen durch die Diesel-Affäre haben zur Folge, dass in Le Mans dieses Jahr erneut nur zwei Fahrzeug zum Einsatz kommen.

Erstmals seit dem Einstieg in die WEC ändert Porsche seine Fahrerpaarungen. Marc Lieb, Romain Dumas und Mark Webber haben dem Porsche Team Ende des vergangenen Jahres den Rücken gekehrt und drei Lücken hinterlassen. Dank des Ausstiegs von Audi konnte sich die Mannschaft den ehemaligen Weltmeister André Lotterer als Verstärkung für den Wagen Nummer eins holen. Neben dem Deutschen nehmen der amtierende Champion Neel Jani und der Le Mans Gewinner von 2015, Nick Tandy, Platz. Das Schwesterfahrzeug rund um Timo Bernhard und Brendon Hartley bekommt Unterstützung von Earl Bamber.

ByKolles Racing

ENSO CLM P1/01
Nissan V6 Twinturbo-Motor (3,0 Liter / Benzin)

#4 – Oliver Webb, James Rossiter, Dominik Kraihammer

Die Saison 2016 war hart für das ByKolles-Team. Nach einer vielversprechenden zweiten Hälfte 2015 folgte in der jüngsten Saison ein Rückschlag nach dem anderen. Probleme mit dem AER-Motor sorgten für regelmäßige Ausfälle und fehlende Zuverlässigkeit, was sich im Endergebnis wiederspiegelte. Für 2017 hat man sich einen neuen Partner gesucht und geht erstmals mit dem Nissan V6-Motor an den Start, der bisher im Nismo GT R-LM zum Einsatz kam. Das neue Aggregat sollte den nötigen Schub verleihen, um sich endlich von der LMP2-Klasse abheben zu können. Durch die geringe Anzahl an Werksteams scheint zudem ein LMP1-Gesamtpodium in greifbarer Nähe.

Ob diese Pläne jedoch aufgehen ist noch fraglich. Beim Prolog in Monza absolvierte das Fahrzeug von ByKolles Racing nur sechs Runden. Mit Oliver Webb, James Rossiter und dem ehemaligen Rebellion-Pilot Dominik Kraihammer ist das Team Fahrertechnisch jedoch gut aufgestellt.

Toyota Gazoo Racing

Toyota TS050
Toyota V6-Turbomotor (2,4 Liter / Benzin / Lithium-Ion Akku)

#7 – Mike Conway, Kamui Kobayashi, José María López
#8 – Sébastien Buemi, Anthony Davidson, Kazuki Nakajima
#9 – Stéphane Sarrazin, Nicolas Lapierre, Yuji Kunimoto (nur in Spa und Le Mans)

Der neue Toyota TS050 basiert, ähnlich wie der Porsche 919 Hybrid, auf dem Vorjahresmodell und wurde in vielen Bereichen weiterentwickelt. Das Team auf Köln hat für die neue Saison alle Teile des bisherigen Fahrzeugs analysiert und optimiert. Die größte Neuerung bei Toyota ist das dritte Fahrzeug für die 24 Stunden von Le Mans und das Rennen in Spa-Francorchamps. Nach der knappen Niederlage im vergangenen Jahr hat sich der japanische Autobauer den Gesamtsieg zum obersten Ziel gesetzt.

Im Fahrerkader gibt es einige Neuzugänge zu verzeichnen. Der dreifache WTCC-Champion José María Lopez ersetzt den Franzosen Stéphane Sarrazin, welcher das dritte Fahrzeug pilotieren wird. Nicolas Lapierre gibt sein Comeback bei Toyota, nachdem er die Mannschaft 2014 verlassen musste, ging er für KCMG und Signatech-Alpine in der LMP2 an den Start und gewann zwei Mal in Le Mans sowie den LMP2-Titel der WEC vergangenes Jahr. Jetzt kehrt er wieder in die Dienste der Japaner zurück und wird zusammen mit Sarrazin und Yuji Kunimoto den dritten wagen steuern.

Bilder: WEC-Magazin
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